Landwirte beklagen mangelndes Vertrauen und zu viel Bürokratie
Viele Landwirte leiden unter einer ausufernden Bürokratie, mangelndem Vertrauen und Druck durch Konkurrenz aus dem Ausland. Dieses Fazit zogen die Gesprächsteilnehmer bei einer Diskussionsveranstaltung des Evangelischen Bauernwerks in Württemberg am Donnerstagabend in Laichingen (Alb-Donau-Kreis).
Die Bauern kennen ihre Böden und wüssten deshalb selbst am besten, wie sie ihre Felder bestellen sollen, sagte Landwirt Ulrich Groß aus Heroldstatt-Sontheim. Deshalb seien behördlichen Vorschriften, beispielsweise zu Pflugzeiten, eine überflüssige Belastung. Es fehle das Vertrauen, dass die Bauern von sich aus „ihren Job gut machen“, beklagte Landwirt Johannes Länge aus Laichingen.
Für ein schlechtes Image der Landwirtschaft trügen auch überzogene Erwartungen und Forderungen von Klimaschützern bei, sagte Landwirt Arndt Hoft vom Hofgut Oberschelklingen. Die Umweltbelastungen etwa durch Kühe, deren Zahl kontinuierlich abgenommen habe, seien jedoch weitaus geringer als etwa der wachsende Schadstoffausstoß von Autos.
Außerdem mache die Konkurrenz aus dem Ausland den deutschen Landwirten zu schaffen, weil diese Anbieter oft geringere Auflagen und andere Strukturen hätten und deshalb preisgünstiger wirtschaften könnten, sagte Landwirt Hoft. Die Bauern produzierten verderbliche Ware, wie etwa Milch, und könnten deshalb keine „Marktmacht“ aufbauen.
Sie seien darauf angewiesen, dass beispielswiese große Discount-Ketten die landwirtschaftlichen Produkte zügig abnehmen. Einige waren sich die fünf Landwirte bei der Diskussion, dass die Bauern eine größere Lobby mit mehr Sachverstand in der Politik bräuchten. Deshalb sollte der nächste Bundeslandwirtschaftsminister ein gelernter Landwirt sein.
Das Evangelische Bauernwerk sieht es in der gegenwärtigen Situation der Landwirtschaft als Aufgabe an, mit Veranstaltungen die „oft gefühlte Kluft zwischen Erzeuger, Verbrauer, Landwirtschaft und Gesellschaft zu überschreiten“, erklärt Bildungswerk-Referentin Renate Wittlinger. (2634/22.11.2024)