Arends kritisiert Ankerzentren

Die Lippische Landeskirche will ihre Gemeinden zu mehr regionaler Zusammenarbeit und zu neuen unkonventionellen Ideen ermutigen.

Detmold (epd). Die am Freitag in Kalletal tagende Landessynode wird über
einen Vorschlag für «Erprobungsräume» beraten, wie
Landessuperintendent Dietmar Arends am Dienstag in Detmold
ankündigte. Gemeinden sollen unter anderem stärker regional
kooperieren können. Gefördert werden soll auch mehr Zusammenarbeit in
Teams aus unterschiedlichen Arbeitsbereichen. Angesichts kleiner
werdenden Gemeinden sollen sie motiviert werden, die notwendigen
Veränderungen nach ihren Ideen mitzugestalten. Die Herbstsynode solle
dazu dann einen Beschluss fassen.

Die Landeskirche werde für die Modellprojekte die Voraussetzungen
schaffen und sie auch finanziell fördern, erläuterte Arends. Neben
der regionalen Zusammenarbeit seien auch neue Modelle in den
Bereichen Diakonie, Kirchenmusik oder auch Kommunikation möglich.
Angesichts einer zurückgehenden Mitgliederzahl könnten
Kirchengemeinden langfristig nicht mehr alle Aufgaben leisten,
erklärte der Landessuperintendent. Eine Lösung könne eine regionale
Zusammenarbeit nicht nur innerhalb der Kirche, sondern auch mit
anderen Akteuren vor Ort sein.

Der Vorstoß ist ein Zwischenergebnis des Diskussionsprozesses
«Kirche in Lippe – auf dem Weg bis 2030». Es gehe darum, wie die
drittkleinste Landeskirche in Deutschland weiterhin Kirche bleiben
könne, sagte Arends. Die Kirche müsse die Herausforderungen annehmen
und sich verändern. Die Modellprojekte sollen nach einigen Jahren
untersucht werden, um sie auch für andere nutzbar zu machen.

Deutliche Kritik übte Arends an der Flüchtlingspolitik der
Bundesregierung. Wenn in den sogenannten Anker-Zentren über längere
Zeit eine große Zahl an Flüchtlingen dort konzentriert werde, werde
es dort Probleme und Unruhen geben, warnte Arends. Bis zu einer
Asyl-Entscheidung müssten die Menschen so untergebracht werden, dass
eine Integration in die Gesellschaft möglich sei. Das sei bei den
Ankerzenten nicht der Fall.

Der Landessuperintendent beklagte auch Beschränkungen beim
Familienzuzug von Flüchtlingen mit einem vorübergehenden Schutz. Es
sei nicht hinnehmbar, dass eine Familienzusammenführung nur bei einem
kleinen Teil von ihnen vorgesehen sei, kritisierte der oberste
Repräsentant der Lippischen Landeskirche. Nach Plänen der
Bundesregierung soll für Flüchtlinge mit untergeordnetem Schutzstatus
der im Frühjahr 2016 ausgesetzte Familiennachzug ab August zwar
möglich sein, aber auf 1.000 Angehörige pro Monat begrenzt werden.

Die am Freitag tagende Landessynode der Lippischen Landeskirche
wird auch über einen Beschlussvorschlag zum Thema «Keine Aushöhlung
des Asylrechts» beraten. Ein weiterer Beschlussvorschlag befasst sich
mit der Forderung nach einem Verbot von Atomwaffen.