Landesmuseen rechnen mit deutlichem Besucherrückgang

Als die Pandemie ausbrach, mussten die Museen in Schleswig-Holstein schließen. Jetzt sind sie wieder geöffnet und wollen ihre Besucher auch digital erreichen.

Blick ins Jüdische Museum in Rendsburg
Blick ins Jüdische Museum in RendsburgMarcus Dewanger / Landesmuseen

Schleswig. Die Schleswig-Holsteinischen Landesmuseen rechnen in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie mit deutlich weniger Besuchern. Statt den prognostizierten 500.000 Besuchern werden es vermutlich nur 250.000 sein, sagte der kaufmännische Geschäfsführer der Stiftung, Guido Wendt. Gründe sind die achtwöchige Schließung der sieben Museen zwischen dem 13. März und dem 18. Mai sowie die Absage aller Landmärkte auf der Schlossinsel, hieß es. Das finanzielle Defizit für die Landesmuseen durch Corona beträgt 1,6 Millionen Euro, die zur Hälfte durch Einsparungen im Museumsbetrieb und zur anderen Hälfte vom Land Schleswig-Holstein aufgefangen werden. 2019 hatten 466.000 Menschen die Museen besucht.

„Dennoch sind wir bislang mit einem blauen Auge davon gekommen“, so Wendt. Besonders die Museen mit Außenanlagen seien sofort nach der Wiedereröffnung am 19. Mai wieder gut besucht gewesen, hieß es. So hatte die Schlossinsel mit 12.000 Besuchern im Juli sogar ein Besucherplus von 3.000 Menschen im Vergleich zum Vorjahresmonat. Publikumsmagnet war auch die Rainer-Fetting-Ausstellung „Here are the lemons“ in der Reithalle, die noch bis 18. Oktober läuft. Das Wikingermuseum in Haithabu kommt nahezu täglich an seine wegen der Corona-Maßnahmen gedeckelte Kapazitätsgrenze. Ein inzwischen installiertes Reservierungssystem im Internet regelt dort die Besucherströme.

Ausstellung verlängert

Das Jüdische Museum in Rendsburg ist von der Corona-Krise besonders hart getroffen worden. Gerade war die aufwändige Ausstellung „Gerettet, aber nicht befreit“ eröffnet worden, da musste das Museum schließen. Die in erster Linie für Schulklassen konzipierte Ausstellung wurde um ein halbes Jahr bis 20. Juni 2021 verlängert. Außerdem wird ein digitaler Rundgang durch die Ausstellung angeboten. „Insgesamt sind zehn Prozent unserer Gäste Schülerinnen und Schüler. Dass die erstmal weggeblieben sind, war furchtbar“, erklärte Museumsleiter Claus Carnap von Bornheim.

Schloss Gottorf und die Museumsinsel in Schleswig von oben
Schloss Gottorf und die Museumsinsel in Schleswig von obenBodo Nitsch / Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen

Das neue Ausstellungs- und Eingangsgebäude im Freilichtmuseum Molfsee (Kreis Rendsburg-Eckernförde) sollte im November eröffnet werden. Coronabedingt verschiebt sich der Termin auf den 15. Januar 2021. „Wir sind optimistisch, dass sich das Museumsleben nach diesem Schock nun weiter stabilisiert“, sagte Carnap von Bornheim. Die bereits für 2020 angestrebte Besucherzahl von 500.000 Menschen wird nun auf 2022 verschoben. Der Stiftungsvorstand hofft, dass im kommenden Jahr schonmal die Landmärkte auf Schloss Gottorf wieder stattfinden können, wenn auch mit reduzierter Besucherzahl.

2021 sollen auch die offenen Stellen nachbesetzt werden, die aus Kostengründen in diesem Jahr nicht wiederbesetzt wurden. „Nach der Schließung der Museen am 13. März haben wir sofort alle Kosten heruntergefahren“, sagte Wendt. Deshalb konnte er bei der Präsentation der Bilanz den Schlossgarten auch nur durch eine dreckige Scheibe sehen. 50.000 Euro steckt die Stiftung pro Jahr allein ins Fensterputzen. Geld, das in diesem Jahr eingespart wird. (epd)