Eva Flecken und Marc Jan Eumann plädieren aus Sicht der Landesmedienanstalten gegen Social-Media-Verbote.
Stattdessen müssten die Plattformen nach den Regeln des Jugendmedienschutzes stärker reguliert werden. „Sie müssen ihre Inhalte
altersadäquat ausspielen und sicherstellen, dass sie die richtigen Empfänger erreichen“, schreiben Flecken, die Vorsitzende der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten und Direktorin der Medienanstalt Berlin-Brandenburg, und Eumann, Direktor der Medienanstalt Rheinland-Pfalz, in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Freitag).
Der neue Jugendmedienschutz-Staatsvertrag zeige Lösungen ohne Verbot und mit Pflichten für die Plattformanbieter auf. „Um Kinder und Jugendliche wirksam zu schützen, gibt es relativ simple technische Möglichkeiten: Altersverifizierungssysteme und Alterseinschätzungssysteme“, schreiben Flecken und Eumann. Auch wenn diese keinen hundertprozentigen Schutz böten, so stellten diese Systeme immerhin sicher, dass Kinder altersgerecht digitale Medien und Plattformen nutzen. Aus ihrer Sicht bietet der neue Jugendmedienschutz-Staatsvertrag Möglichkeiten, die Social-Media-Dienste entsprechend zu regulieren.
So werde die staatsferne Medienaufsicht künftig Zahlungsdienste wie Kreditkartenanbieter mit in die Pflicht nehmen können, um gegen Zahlungsströme auf Pornoplattformen vorzugehen, die auf den Einsatz wirksamer Altersverifizierungen bewusst verzichten. Eltern könnten künftig auf Ebene des Betriebssystems eines Smartphones oder einer Spielekonsole einstellen, welche Dienste ihre Kinder nutzen dürfen.
Flecken und Eumann argumentieren, Kinder und Jugendliche seien derzeit mit den Social-Media-Angeboten ebenso wie Erzieher und Pädagogen vielfach überfordert. Die vermeintlich einfachste Lösung sei ein Verbot: „Wir ahnen übrigens, wer von einem solchen Verbot profitiert: die Social- Media-Plattformen. Dann können sie nämlich die zartesten Schutz-Pflänzchen, sei es im Bereich Medienkompetenz oder Technologie, wieder ausrupfen und noch mehr Gewinne machen.“