Für den bayerischen evangelischen Landesbischof Christian Kopp ist eine Religion ohne Zweifel keine Religion. „Zu einer echten Beziehung gehören alle Gefühle – auch der Zweifel“, sagte Kopp am Dienstagabend in der Gesprächssendung „Blaue Couch“ im Radiosender Bayern 1. Kopp war dort zusammen mit seiner Frau und Radiopfarrerin Julia Rittner-Kopp zu Gast. Die beiden sprachen dabei auch über den Suizid ihres Sohnes vor zwei Jahren. „Wenn wir mal vor Gott stehen, ich hätte da einiges zu fragen“, sagte Kopp.
Rittner-Kopp sagte, sie habe mit ihrem Gott „nichts mehr zu tun haben“ wollen nach dem Suizid ihres Sohnes: „Ich habe ihn mehrfach weggeschickt, aber er kam immer wieder.“ Die Frage nach dem „Warum?“ müsse man loslassen können, sagte Kopp: „Aber es kommt auch immer wieder.“ Man finde keine Antworten auf die Frage, „man muss mit dieser Antwortlosigkeit leben lernen“, betonte der bayerische Landesbischof. Halt gefunden hätten sie in der „Gemeinschaft der Trauernden“, denn „dieses Gefühl von Bodenlosigkeit verbindet“.
Das Ehepaar Rittner-Kopp wird in diesem Jahr zum ersten Mal den Heiligabend zu zweit feiern: „Ich freue mich darauf. Aber wir haben keine Ahnung, wie es wird“, betonte Rittner-Kopp, die im Radiosender Bayern1 Andachten hält. Am ersten Weihnachtsfeiertag werde dann mit beiden Enkeln gefeiert. Die persönliche Weihnachtsbotschaft von Rittner-Kopp lautet: „Liebt euch, seid nett miteinander, seid höflich.“ Kopp wünscht sich, dass von der „besonderen Stimmung“ des Fests etwas „in den Herzen und Köpfen ankommt“.