Landesbischöfin: „Wir verlieren einen außergewöhnlichen Politiker“

Mit Wolfgang Schäuble verliere das Land „einen außergewöhnlichen Politiker“, sagte die badische Landesbischöfin Heike Springhart dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Mit ihm verlieren wir einen Menschen, der sein Leben und seine Kraft der demokratischen Kultur in unserem Land geschenkt hat, auch unter schwierigen Bedingungen. Er war ein bodenständiger Schwarzwälder und ein weitsichtiger Europäer.“ Die badische Landeskirche trauere „um einen engagierten evangelischen Christen, einen Kämpfer für Versöhnung“. Die Landesbischöfin wird in der ersten Januarwoche die Trauerfeier für Schäuble gestalten. Der gebürtige Freiburger wurde im Wahlkreis Offenburg erstmals in den Bundestag gewählt und hatte das dortige Direktmandat bis zu seinem Tod inne.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann erfüllt die Nachricht vom Tod Wolfgang Schäubles „mit großer Trauer“. Deutschland und Baden-Württemberg verlören mit ihm einen engagierten Demokraten und überzeugten Parlamentarier, der entscheidende Jahre der Bundespolitik maßgeblich geprägt habe. Unvergessen seien seine politischen Leistungen um die Verhandlungen zum Einheitsvertrag und sein Einsatz für den Föderalismus. Schäuble sei „ein streitbarer und mitunter unbequemer, aber am Ende doch fairer politischer Geist“ gewesen. „In unseren persönlichen Begegnungen haben mich seine politische Urteilskraft und sein unabhängiges Denken sehr beeindruckt.“

Für den grünen Fraktionsvorsitzenden im baden-württembergischen Landtag, Andreas Schwarz, war Schäuble „ein Politiker, der mit seiner Geradlinigkeit richtungsweisend für Generationen von Politikern war“. Er habe zur Stabilität Deutschlands und zur Entwicklung Europas maßgeblich beigetragen. Besonders in der Finanzkrise habe er mit seiner ruhigen und aufrichtigen Art gezeigt, wie man Krisen mit Führungsstärke und Klarheit meistere. Er habe eine „Politik der alten Schule“ verkörpert, „entschlossen, direkt und standhaft“. „Er war ein unverbiegbarer Charakter, der im politischen Geschäft heute nur noch selten zu finden ist.“

Der SPD-Partei- und Fraktionschef Andreas Stoch erklärte seinen „Respekt vor dem Lebenswerk eines großen Demokraten“ und beschrieb Schäuble als „Ausnahmepolitiker, der unser Land über 50 Jahre lang entscheidend mitgestaltet hat“. Als „überzeugter Europäer und überzeugter Baden-Württemberger“ habe er entscheidend an der Deutschen Einheit mitgewirkt. Er habe „immer vorgelebt, was es heißt, in der Politik nicht die Meinung, aber die Grundwerte zu teilen“. (3093/27.12.2023)