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Landesbischöfin verteidigt Feiertag: “Reformationstag ist kein Luxus”

Die Landesbischöfin der evangelischen Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, widerspricht der Forderung, den Reformationstag (31. Oktober) als Feiertag abzuschaffen. „Der Reformationstag ist kein Luxus, den wir uns leisten können, als müssten wir ihn zunächst einmal verdienen“, sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Mittwoch. Die CDU-Politikerin Gitta Connemann hatte den Reformationstag als arbeitsfreien Feiertag infrage gestellt, um Unternehmen in Deutschland zu entlasten: „Wir müssen uns fragen: Können wir uns bestimmte Dinge noch erlauben, die wir uns so gegönnt haben?“

Für Connemann, Bundesvorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT), ist der Reformationstag als arbeitsfreier Feiertag nicht mehr zeitgemäß, weil der Tag von vielen Menschen kaum noch aktiv wahrgenommen wird. Sie selbst gehe am Reformationstag, dem 31. Oktober, manchmal in die Kirche und sei dann immer verwundert, „dass die Kirchen leer sind“, sagte die evangelische Bundestagsabgeordnete in dem am Mittwoch veröffentlichten Podcast „Table.Briefings“ des Portals „Table.Media“.

Dagegen betonte die Nordkirchen-Landesbischöfin, dass Menschen gerade in Zeiten wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Unsicherheit Tage der Besinnung bräuchten, an denen sie Kraft schöpfen und sich neu orientieren können. „Tage, an denen erfahrbar wird: Wir Menschen, unser Leben, Gottes Schöpfung sind für Geld nicht zu haben“, sagte Kühnbaum-Schmidt. Der Reformationstag erinnere über kirchliche Grenzen hinaus auch an Werte, die für ein demokratisches Zusammenleben zentral sind: Gewissensfreiheit, Bildung und Mitverantwortung.

Dass der Feiertag „nicht lebendig sei“, wies sie zurück, so werde etwa beim nordkirchlichen Reformationsempfang das ehrenamtliche Engagement gewürdigt sowie die Begegnung und der Dialog zwischen Kirche, Politik und Gesellschaft gepflegt.

Der Reformationstag ist in den östlichen Bundesländern, außer Berlin, gesetzlicher Feiertag. 2018 haben außerdem die norddeutschen Bundesländer Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein den 31. Oktober zum Feiertag erklärt. Damit ist an diesem Tag in 9 von 16 Bundesländern arbeitsfrei.

Am Reformationstag erinnern Protestanten in aller Welt an die Anfänge der evangelischen Kirche vor rund 500 Jahren. Die vom damaligen Augustinermönch Martin Luther (1483-1546) um den 31. Oktober 1517 von Wittenberg aus verbreiteten 95 Thesen gegen kirchliche Missstände wurden zum Ausgang einer christlichen Erneuerungsbewegung.