Land, Hafen, Meer

Über die ersten vier Wochen bei der Seelsorge der Marine schreibt Militärpfarrer Felix Halbensleben.

Felix Halbensleben
Felix HalbenslebenPrivat

Wilhelmshaven. Mein Blick schweift hinaus zum Meer und wieder zurück zu den Fregatten an der Hafenmole. Es ist ruhig auf dem Marinestützpunkt in Wilhelmshaven. Wer nicht unbedingt präsent sein muss, befindet sich zu Hause in Heim­arbeit. Manches lässt sich auf diese Weise ganz gut regeln. Mein erster Tag als Militärseelsorger war nicht im Kirchenamt der Bundeswehr in Berlin, sondern auch zu Hause vor der Kamera. Alle notwendigen Papiere, Verträge und Unterschriften wurden vorher auf dem Postweg versandt, das Kennenlernen und die notwendigen Belehrungen erfolgten in einer ­Videokonferenz.

Natürlich ist es schöner sich in einem Raum gegenüberzusitzen, aber die zweitbeste Lösung funktioniert auch ganz gut, wenn man über ein paar pixelige Momente ab und zu hinwegsieht. Manches muss aber auch in Präsenz stattfinden wie zum Beispiel ein Teil des Unterrichts in der Ausbildung von Offiziersanwärterinnen und -anwärtern der Feld­jäger in Hannover. In guter Stimmung reflektierten und diskutierten sie im Plenum und in Kleingruppen über ihre Rolle als Führungskräfte oder die Bedeutung von Wahrheit und Lüge. In großen Räumen beziehungsweise Sälen, eine Maske tragend, stets mit weiten Abständen zueinander und guter Disziplin und Rücksichtnahme auf die anderen ist vieles gut möglich, wie ich beeindruckt erleben durfte.

Isoliert im Hotelzimmer

Doch vieles läuft auch nicht rund oder kostet Zeit und Kraft, erfuhr ich in Gesprächen mit Soldatinnen und Soldaten. Die zweiwöchige Quarantäne isoliert in einem Hotelzimmer zu verbringen, strapaziert bereits vor dem Auslandseinsatz die Nerven. Und wenn etwas auf einem Schiff im Einsatz repariert werden müsse … das dauere eben seine Zeit, denn dann gelte auch die Quarantäne­regelung. Einen Corona-Ausbruch mitten auf See möchte nun wirklich niemand verantworten.

An Land aber möchten wir das auch nicht. Gemeinsame Dienstbesprechungen mit den drei Pfarrhelferinnen und Pfarrhelfern und den drei Pastorinnen und Pastoren gibt es derzeit keine. Und doch finden sich immer Wege, darüber zu sprechen, was gerade anliegt oder verschoben werden muss. Eines allerdings habe ich schnell gemerkt: Alle sind motiviert und freuen sich auf die Zeit nach Corona. Bis dahin bitten wir Gott um Kraft und Inspiration für den Weg, der vor uns liegt.