Lachfeuerwerk zum diesjährigen Osterfest

„Guten Tag und herzlich willkommen. Wie geht es Ihnen?“ Der Callcenter-Mitarbeiter, der von Erdem Sayilan so begrüßt wird, kann sich auf Einiges gefasst machen. Pranks und andere Späße zum Start in den April.

Zum Prank-Hype im Netz wird es dieses Jahr an Ostern besonders spaßig: Denn aufgepasst, zum traditionellen Osterlachen ist am Ostermontag auch noch 1. April. Prankster Erdem Sayilan ist Experte für Online-Scherze, die immer Saison haben. „Egal ob im Sommer, Winter oder eben am 1. April: Pranks – und vor allem Telefonpranks – gehen immer“, sagt er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Dienstag in Bonn.

„Lachen ist gesund und verbindet Menschen, gerade auch im Social-Media-Bereich“, sagt Influencer Sayilan, der bei Tiktok, Youtube und Instagram bevorzugt Callcenter aufs Korn nimmt, indem er deren Anrufe mit improvisierten Bandansagen kontert. Mit den Kurzvideos auf seinem Account @eddysayi erreicht der junge Vater aus Duisburg allein bei Tiktok ein Millionenpublikum.

In Sozialen Medien sind witzige Videos wie seine gefragt. Influencer und solche, die es werden wollen, filmen mit versteckter Kamera Streiche – sogenannte Pranks. Von witzig und harmlos bis übermütig oder verletzend – Menschen jeden Alters haben großen Spaß daran, andere zu veralbern oder dabei zuzuschauen.

Sprecher und Darsteller Sayilan berichtet, er habe vor drei Jahren sein erstes Video bei Tiktok hochgeladen: „Wieder hatte ein Callcenter angerufen und ich wollte eigentlich nur meinen Kollegen unterhalten: Ich habe das Babykeyboard von meinem Sohn angeschmissen und mich als Bandansage ausgegeben. Mein Kollege fand es so cool, dass er meinte, dass ich es mal aufzeichnen und auf Tiktok hochladen sollte.“ Das Kurzvideo habe nach wenigen Tagen bereits mehr als eine Million Aufrufe erreicht. „Das hat mich motiviert weiterzumachen“, sagt Sayilan.

Beim Prank steht weniger der Streich im Vordergrund als vielmehr die Reaktion des Opfers. Eine künstliche Riesenspinne im Kleiderschrank, eine präpariert Flasche, die einen nass macht, oder der geschickt inszenierte Liebesbetrug des Partners: Ziel des „Pranksters“ – also desjenigen, der den Streich spielt – ist es, eine möglichst extreme Reaktion des Opfers im Kurzvideo festzuhalten – und die dann in Sozialen Medien zu teilen.

Doch Sayilan warnt: „Natürlich gibt es bei Pranks auch Grenzen. Niemand sollte bei einem Prank zu Schaden kommen, weder körperlich noch psychisch.“ Denn sowohl der Streich selbst als auch die Reaktionsvideos können als erniedrigend oder verletzend empfunden werden und zu Cybermobbing führen. Immer wieder werden Gefühle und die Rechte des Opfers am eigenen Bild missachtet.

Auf der Jagd nach Klicks und Likes nehmen manche Prankster in Kauf, ihre Freunde vor aller Welt auf eine Art und Weise vorzuführen, die denen nicht immer Recht ist. Die panisch kreischende Freundin mag gut geklickt werden – aber ob sich das Mädchen danach noch aus dem Haus traut, wenn alle Freunde und Bekannten ihr Video gesehen haben?

Die althergebrachte Variante des Pranks gibt es nur einmal im Jahr: Der 1. April lädt seit hunderten Jahren dazu ein, Familie, Kollegen und Bekannte mit ausgedachten Geschichten in die Irre zu führen. Die Auflösung erfolgt mit dem Ruf „April, April“ postwendend. Der Ursprung des Aprilscherzes ist nicht ganz klar: Eine Erklärung geht auf das wechselhafte Wetter des Monats zurück; eine andere auf das Pech von Münzspekulanten im Jahr 1530 oder gar auf Jesus Christus, der am 1. April nach seiner Verhaftung „von Pontius zu Pilatus“ herumgeschickt worden sein soll.

Den Unterschied zwischen Pranks und Aprilscherzen sieht Sayilan darin, dass es am 1. April schwieriger sei, Menschen hinters Licht zu führen: „An diesem Tag ist man vermutlich etwas skeptischer, wenn ‚komische‘ Sachen passieren.“ Deshalb habe er persönlich für diesen Tag keine speziellen Pranks geplant. „Sollte dann aber ein Callcenter bei mir anrufen, werde ich dennoch sehr gerne den Telefonhörer abheben“, ergänzt er.

Eine andere Form des Scherzes ist in der Kirche den Predigern der Ostergottesdienste vorbehalten: das Osterlachen. Nach der langen Fastenzeit und den bedrückenden Kartagen, in denen die Kirche an den Tod Jesu am Kreuz erinnert, wird in der Osternacht seine Auferstehung gefeiert. Um die Osterfreude so richtig nachfühlen zu können, erzählen Priester im Gottesdienst einen Witz.

Laut Brauchtums-Experte Manfred Becker-Huberti ist der Hintergrund, dass der Tod sein Spiel dadurch verloren hat, dass Jesus Christus auferstanden ist. „Dem Tod ins Gesicht zu lachen heißt nicht, ihn nicht mehr zu erleben. Aber es ist gut zu wissen, dass man den Tod überleben kann, um das Leben nach dem Tod zu finden“, erklärt Becker-Huberti in einem Interview des Kölner Internetportals domradio.de. Es sei wert, diesen Brauch an der ein oder anderen Stelle wieder zu praktizieren.

In der Osternacht in der Kirche, am 1. April zu Hause oder ganzjährig in Sozialen Medien: Für Eddy Sayilan ist Humor jedenfalls so wichtig, dass er auch angesichts der aktuellen Nachrichtenlage nicht darauf verzichten möchte. Aber immer mit Blick auf den Geprankten: „Natürlich muss man vorher abwägen, ob der Witz nicht doch für Unmut sorgen könnte.“ Und auch auf der Kanzel sollten Fettnäpfen vermieden werden, damit die ganze Gemeinde schallend den Tod auslachen kann.