Kurzkritiken zu den Kinofilmen der Woche

In Zusammenarbeit mit dem Kinoportal filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission bietet die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) Kurzkritiken zu Filmen an, die ab Donnerstag, 1. Februar, in den deutschen Kinos anlaufen – sortiert nach Bewertung (siehe unten) und bei gleicher Anzahl der Sterne nach Alphabet:

Ein multiperspektivisch angelegtes Drama über die Versuche von Migranten, die Grenze zwischen Belarus und Polen zu überwinden. Für eine syrische Familie sowie eine Frau aus Afghanistan wird die Flucht angesichts der Brutalität, mit der die Migranten auf beiden Seiten zurückgetrieben werden, zur grotesken Höllenfahrt. Das in Schwarz-Weiß gedrehte Drama ist ganz auf die Vorgänge in den Wäldern entlang der Grenze konzentriert und zeichnet die Aushöhlung von Menschenrechten mit aller Härte nach. Die harsche Anklage der europäischen Asylpolitik vollzieht sich filmisch als unnachgiebiger ästhetischer Großangriff. Durch den Blick auf das zivilgesellschaftliche Engagement von polnischen Aktivistengruppen endet der Film dennoch mit einer hoffnungsvollen Note. Das Flüchtlingsdrama traf in Polen beim Start wenige Wochen vor den Parlamentswahlen im Oktober 2023 einen Nerv der Gesellschaft, die den nationalpopulistischen Kurs der PiS-Regierung nicht weiter mittragen wollte. Der Film ist auch der aktuelle „Kinotipp der katholischen Filmkritik“. – Sehenswert ab 16.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621376/green-border

Ein melancholischer Wiener Liedermacher kommt nur mühsam mit Hilfsjobs über die Runden, entzieht sich aber potenziellen Chancen auf den Durchbruch. Aufmunternd erlebt er lediglich die gemeinsame Zeit mit seinem sechsjährigen Sohn, der bei der Exfreundin im Neureichenviertel wohnt. Die dokumentarisch-realistische Tragikomödie zeichnet ein Wien zwischen analogem Vergangenheitsbeharren und gentrifizierter Gegenwart. Die Reibung der Realitäten liefert dem Film dabei die dramaturgische Spannung, obwohl es vordergründig um Liebe und künstlerischen Erfolg geht. Neben der Musik von Voodoo Jürgens sorgt der sprachvirtuos eingesetzte Wiener Dialekt für Rhythmus und melancholische Aufsässigkeit. – Sehenswert ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621539/rickerl-musik-is-hochstens-a-hobby

(Wiederaufführung) *

Nachdem ein Mädchen mit seiner Familie aus Südkorea nach Kanada auswandert, verliert sich der Kontakt zu seinem Kindheitsfreund. Vierundzwanzig Jahre später und nach einer kurzen, aber intensiven Online-Phase dazwischen, kommt es zwischen beiden in New York zu einer Wiederbegegnung. Der emotional wirkungsvolle, aber auch leicht gefällige Film schöpft aus autobiografischen Erfahrungen der Filmemacherin und beweist ein feines Gespür für die Gefühlswelten der Figuren. Dabei geht es weniger um die Realitäten einer konkreten Einwanderungsgeschichte als vielmehr um eine generelle schicksalhafte Verbundenheit. Der Film war bei der Erstaufführung 2022 Kinotipp der Katholischen Filmkritik.- Sehenswert ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/620433/past-lives-in-einem-anderen-leben

Ein junger Monarchfalter, sein bester Freund und eine selbstbewusste Schmetterlingsdame ziehen mit ihrem Schwarm zum Überwintern von Kanada nach Mexiko. Unterwegs müssen sie nicht nur einen Tornado und die Angriffe von Raubvögeln überstehen, sondern insbesondere ihre Handicaps und Ängste überwinden, indem sie sich gegenseitig beistehen. Der farbenfrohe Animationsfilm erfreut mit imposanten Landschaften, eingängigen Popsongs und kindgerechten Identifikationsfiguren. Unaufdringlich tritt er für Werte wie Vertrauen, Solidarität und Freundschaft ein und wirbt geschickt für mehr Rücksicht auf bedrohte Tierarten. – Ab 6.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621579/butterfly-tale

 

Ein Berliner Kleinfamilie mit zwei Kindern kämpft mit der Work-Life-Balance, weil der Vater als Mitarbeiter der UN ständig unterwegs und die halbtags beschäftigte Mutter am Ende ihrer Kräfte ist. Zudem entwickelt sich die Tochter langsamer als andere Kinder. Bis diese sich eine Million gemeinsamer Minuten wünscht und alle vier zu einer zweijährigen Weltreise aufbrechen, bei der Job und Privatleben besser zusammenfinden sollen. Das klappt allerdings nur in der Theorie. Die prominent besetzte Bestseller-Verfilmung (u.a. mit Tom Schilling, Pola Friedrichs, Karoline Herfurth, Anneke Kim Sarnau und Joachim Krol) registriert vor pittoresker Ferienkulisse sehr genau die Widersprüche eines solchen Unterfangens, schreckt aber vor realistischen Alternativen zurück. Zudem drehen sich die Konflikte hauptsächlich um den Mann, nicht um neue Wege für eine moderne Partnerschaft. – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de:https://www.filmdienst.de/film/details/622107/eine-million-minuten

Anfang der 1990er-Jahre war der belarussische Diplomat und Oppositionspolitiker Andrei Sannikov maßgeblich an der nuklearen Abrüstung seines Landes beteiligt und kandidierte 2010 sogar als Präsidentschaftskandidat gegen Lukaschenko. Danach wurde er verhaftet und lebt seit 2012 im Exil in Warschau. Der Dokumentarfilm lässt Sannikov selbst erzählen, im Interview oder über ein von ihm selbst eingesprochenes Voice-over. Das Porträt nutzt historisches Fernsehmaterial von Demonstrationen oder Konferenzen, widmet sich aber auch Sannikovs Privatleben mit Frau und Sohn. Die Hoffnungen des Charta-97-Mitbegründers, wieder in seine Heimat zurückzukehren, zerschlugen sich mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. – Ab 14.Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622050/this-kind-of-hope

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Eine aufgeweckte Schülerin reist an den Amazonas, um einen schwarzen Jaguar, mit dem sie als Kind aufgewachsen ist, vor Wilderern zu beschützen. Dabei wird sie von ihrer neurotischen Biologielehrerin begleitet, die ihr jedoch im entscheidenden Moment auch beistehen kann. Ein nur halbwegs ansprechender Jugendfilm, der auf Natur- und Tierschutz und die Situation indigener Völker aufmerksam machen will, seine Botschaft aber zu schlicht entfaltet. Bemerkenswert sind hingegen die Landschaftsaufnahmen, die die Schönheit und Mächtigkeit der Natur beeindruckend einfangen. – Ab 10.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622049/ella-und-der-schwarze-jaguar

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In einer Kleinstadt in Pennsylvania muss sich ein Witwer zunehmend mit den Folgen seiner Demenz herumschlagen. Bis eines Nachts ein UFO in seinem Garten notlandet und ein Außerirdischer in seinem Haus Schutz sucht. Der Film kreist anfangs um Einsamkeit und Isolation im Alter, wandelt sich dann aber zu einer unausgeglichenen Mischung aus Drama und Science-Fiction. Mit dem Erscheinen eines Aliens und dem Zusteuern auf eine schockierende Gewalttat geht viel von der Menschlichkeit und Wärme der Geschichte verloren. – Ab 14.Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621780/a-great-place-to-call-home

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ZU DEN BEWERTUNGEN NACH ANZAHL DER STERNE:

5 Sterne: herausragend, ein Meisterwerk

4,5 Sterne: eindrucksvoll, ausgefeilt, lange nachwirkend

4 Sterne: sehr gut, ambitioniert, lohnenswert

3,5 Sterne: beachtlich, gekonnt, anregend

3 Sterne: solide und interessant

2,5 Sterne: ganz okay, guter Durchschnitt

2 Sterne: wenig aufregend, Mittelmaß

1,5 Sterne: inkonsequent, mit Schwächen

1 Stern: dürftig, enttäuschend

0,5 Sterne: schlicht, dilettantisch

0 Sterne: ärgerlich, anstößig, eine Zumutung