In Zusammenarbeit mit dem Kinoportal filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission bietet die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) Kurzkritiken zu Filmen an, die ab Donnerstag, 27. November, in den deutschen Kinos anlaufen – sortiert nach Bewertung (siehe unten) und bei gleicher Anzahl der Sterne nach Alphabet:
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Eine stille, psychologisch dichte Adaption der letzten Kapitel der “Odyssee” als Drama über Trauma und Heimkehr. Statt der Heldentaten stehen die seelischen Wunden des von Schuld und Scham gezeichneten Odysseus (Ralph Fiennes) im Mittelpunkt. Die Konfrontation mit der vereinsamten Penelope (Juliette Binoche) und ihren schmarotzenden Freiern entfesselt das scheinbar unvermeidliche Blutbad. Doch im stilisierten Helldunkel interessiert den Film vor allem die Frage, welche Kriegsgeschichten eine Gesellschaft sich selbst erzählt, aber auch die Traumata der Kämpfenden. Durch die reduzierte Inszenierung und umso intensiver agierende Hauptdarsteller wandelt sich das Epos zum Kammerspiel über Erinnerung, Verantwortung und die Mühsal innerer Heilung. – Sehenswert ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/623831/ruckkehr-nach-ithaka
1904 wird in einem Wald die Leiche eines Kindes entdeckt. Die Mutter gesteht, ihren Sohn getötet zu haben. Nach ihrer Verhaftung entwickelt sich der Prozess zu einem Justizskandal, in dem es zwischen Staatsanwalt und Verteidiger zu erbitterten Auseinandersetzungen um Recht und Gerechtigkeit kommt. Das historische Drama rekapituliert den Fall Schweizer Kindsmörderin Frieda Keller, die aus Verzweiflung und bitterer Not ihren Sohn tötete. Ein sorgfältig inszenierter Film, der die Schuldfrage auf die gesellschaftlichen Verhältnisse ausdehnt und die rigorose patriarchale Ordnung für die Tat mitverantwortlich macht. – Sehenswert ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/625307/friedas-fall
In der ostdeutschen Berg- und Rosenstadt Sangerhausen kreuzen sich die Wege einer Niedriglohnarbeiterin und einer aus dem Iran geflüchteten Influencerin. Beide suchen nach einem Ausweg aus ihren beengten Lebensverhältnissen und schließen sich einer Geisterjagd im Gebirge an. Eine leicht verschrobene Komödie, die mit zahlreichen Symbolen und der Figur einer Magd, die im 18. Jahrhundert dem Dichter Novalis dient, die Zeit der Romantik mit der Gegenwart verbindet. Mit Bildtableaus und bühnenhaften Arrangements erzählt der Film von Klassenverhältnissen und der Suche nach einem besseren Leben, wobei er bei aller Abstraktion darauf aus ist, Klischeedarstellungen von Ostdeutschland zu umgehen. – Sehenswert ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/625115/sehnsucht-in-sangerhausen
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Der Dokumentarfilm gibt Einblicke in die Arbeit des Bestatters Eric Wrede, der das Tabuthema Tod mit Empathie und Humor von seiner Schwere befreit und mit Kolumnen, Büchern und Podcasts zu “Deutschlands bekanntestem Bestatter” wurde. Begleitet von melancholischen Stadttableaus, zeigt der Film in der Beobachtung von Wrede und seinem Team, wie man den Abschied menschlicher gestalten kann. Eine ruhige, respektvolle Reflexion über Sterben, Trauer und die Würde der Toten. – Sehenswert ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/624141/der-tod-ist-ein-arschloch
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Eine deutsche Jugendliche, die ohne Vater aufwuchs, will ihren Erzeuger kennenlernen und stöbert ihn in Italien auf. Die Konfrontation der beiden blutsverwandten, aber miteinander unvertrauten Menschen birgt Konfliktpotenzial. Die Tochter erweist sich dabei als der aktive Part, während der Vater seine Verantwortung von sich weist. Das ohne Melodramatik gefilmte Familiendrama überzeugt durch gute Figuren, ein stimmiges Ambiente am Meer und zwei sehr überzeugende Hauptdarsteller. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/624230/paternal-leave-drei-tage-meer
Ein ehemaliger Army Ranger und geschiedener Vater (Channing Tatum) verdient sein Geld, indem er Fastfood-Restaurants überfällt. Den Zugang verschafft er sich über Dächer, was ihm den Spitznamen “Roofman” eingebracht hat. Für seine mehr als 40 Einbrüche soll er 40 Jahre lang ins Gefängnis, wo er aber nicht lang bleibt. Nach seinem Ausbruch versteckt er sich in einem Spielzeugladen und verliebt sich in eine alleinerziehende Verkäuferin (Kirsten Dunst). Ein sanft zwischen Tragik und Komik pendelndes Drama über einen Außenseiter, der seine einfältigen Ideen mit enormer Scharfsinnigkeit am Leben hält, obwohl er damit wieder und wieder scheitert. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/625002/der-hochstapler-roofman
Biopic; Deutschland/Türkei/Frankreich 2024; 97 Minuten; Regie: Asli Özge.
Der 90-jährige Faruk lebt schon seit Jahrzehnten in einem Istanbuler Mietshaus, das jetzt einem Neubau weichen soll. Nach dessen Fertigstellung hat er die Möglichkeit, wieder einzuziehen, sofern er sich die Miete leisten kann. Doch so schnell will der alte Mann nicht aufgeben, zumal er auch auf seine Tochter, die Berliner Filmemacherin Aslı Özge, setzt. Die dreht einen halbdokumentarischen Film über ihn und seine Situation, der auf ziemlich gerissene Art einen heiteren Ton anschlägt, bedingt durch die stoische Art des Protagonisten, aber auch durch die Situationskomik des sichtbar gemachten Drehprozesses samt Outtakes. Fragen um sozialen Zwang und Anpassung werden darüber facettenreich diskutiert, ohne in simplen Thesen zu erstarren. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622189/faruk
1963 wird ein jüdisches Emigrantenkind in Paris mit einer Fußmissbildung geboren, was seine Mutter aber nicht akzeptieren will. Mit unerschöpflicher Energie setzt sie alle Hebel in Bewegung, um ihn von seiner Einschränkung zu befreien, und hört damit auch nicht auf, als der Junge längst erwachsen ist. Eine warmherzige Tragikomödie nach der Autobiografie des französischen Anwalts Roland Perez, die mühelos vom Komischen ins Melodramatische wechselt und ein Hohelied auf die Mutterliebe anstimmt. Die episodisch entfaltete Familiensaga umfasst ein halbes Jahrhundert und wird vor allem von ihrer temperamentvollen Hauptdarstellerin Leila Bekhti als unwiderstehlicher Übermutter getragen. – Ab 12.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/625358/mit-liebe-und-chansons
Ein zehnjähriges Mädchen aus Tallinn muss die Weihnachtszeit bei fremden Leuten auf einem Bauernhof verbringen, wo es ein weniger hektisches Leben kennenlernt. Doch die winterliche Idylle ist bedroht, weil ein habgieriger Verwalter den Wald abholzen will. Zusammen mit einem Nachbarsjungen schmiedet das Mädchen einen Plan zur Gegenwehr. Der ganz aus der kindlichen Perspektive erzählte Film spitzt die Gegensätze mitunter zwar recht plakativ zu, entfaltet den Konflikt zwischen Ökonomie und Nachhaltigkeit aber äußerst kindgerecht und unterstreicht, dass es im Leben vor allem auf Freundschaft, Respekt und Zusammenhalt ankommt. – Ab 8.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/615542/weihnachten-im-zaubereulenwald
Eine Berliner Notärztin hat in Österreich ein Haus geerbt, dessen Besitzer sie als Kind zur Adoption freigegeben hat. Vor Ort begegnet sie einer seltsamen Frauengemeinschaft und muss mit düsteren Erinnerungsbildern und Gefühle umgehen, die in ihr Bewusstsein dringen. Bei der Suche nach Aufklärung entgleiten ihr Raum und Zeit. Gefangen in einem Alptraum, versucht sie den Kreislauf zu durchbrechen. Der morbid-makabre Horrorfilm orientiert sich an einschlägigen Filmklassikern und spielt mit den Genre-Regeln, erschafft aber eine sehr eigene Atmosphäre. Heidnische Rituale, Bodyhorror und eine blutige Schwangerschaft verbinden sich zu einem effektiven Schocker. – Ab 18.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/624326/welcome-home-baby
Nach dem Mord an dem Schöpfer einer KI, die im Jahr 2045 das Geschehen der in drei Zonen unterteilten Stadt Paris überwacht, müssen sich zwei Ermittler aus den sozial ärmeren Bereichen der Metropole zusammenraufen, um den Täter zu fangen, hinter dem der Kopf einer Rebellenorganisation vermutet wird. Doch die Ermittlungen des ungleichen Duos deuten in eine entgegengesetzte Richtung. Eine dystopische, von einem brillanten Ensemble getragene Zukunftsvision, die mit bekannten Science-Fiction-Elementen spielt, diese aber in einen ernsthaften Thriller einbinden kann. Auch emotionale und augenzwinkernde Momente kommen gut zum Tragen. – Ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/625164/zone-3
Ein irischer Soldat – der dreifache Oscar-Gewinner Daniel Day-Lewis spielt die Hauptrolle im Film seines Sohnes Ronan – hat sich nach traumatischen Erlebnissen während des Nordirlandkonflikts in eine abgelegene Waldhütte zurückgezogen. Während seiner Abwesenheit kümmert sich sein Bruder um dessen Familie. Als sein Sohn in der Schule gewalttätig wird, muss er sich entscheiden, ob er nach all dieser Zeit wieder in sein altes Leben zurückkehren kann. Das ambitionierte Drama arbeitet mit klaren formalen Entscheidungen, deren Effekte sich jedoch durch ständige Wiederholungen abnutzen. Wo die Dramaturgie an Grenzen stößt, greift der Film zu Gesten der Transzendenz, die eher kitschig denn wie echte Kinowunder wirken. Lange Monologe formulieren überdies oft aus, was eher Bild und Andeutung hätte bleiben sollen. – Ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/625539/anemone
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Der 1942 geborene schwule Filmemacher und Aktivist Rosa von Praunheim erzählt als selbsterklärte “satanische Sau” von seinem Leben in Gestalt einer anarchisch-überbordenden (Schein-)Autobiografie. Stationen der eigenen Filmografie und der medialen Rezeption mischen sich mit Interviews seines Alter Egos Armin Dallapiccola und skurrilen Spielszenen, die um Sex, Tod und das Leben danach kreisen. Dabei reicht die Bandbreite von berührenden dokumentarischen Momenten über spielerisch-aktivistische Reaktionen auf Hassattacken bis zu burleskem Quatsch. – Ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/625664/satanische-sau
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Zwei Freunde arbeiten hart daran, genug Geld für gefälschte Pässe zu verdienen, um Athen verlassen zu können. Doch als einer von ihnen durch seine gefährliche Drogenabhängigkeit das gesamte Ersparte verliert, scheint der Traum in weite Ferne zu rücken. In der Hoffnung auf einen Ausweg schmiedet der andere einen riskanten Plan: Gemeinsam geben sie sich als Schlepper aus und nehmen Geiseln, um ihrer scheinbar ausweglosen Situation zu entkommen.
Die zwischen zwei Mafia-Clans entbrannte Blutfehde eskaliert endgültig, als der lange in Europa versteckte Adoptivsohn Marco in seine Heimatstadt Kochi im Südwesten Indiens zurückbeordert wird, um die Übermacht der Feinde seiner Familie zu brechen. Als Konkurrenz zum Bollywood-Kino Mumbais konzipiertes, ohne Gesang und Tanz spielendes Actionkino, das seine Titelfigur mystisch und patriotisch als Heilsbringer überhöht, die sich ebenso cool wie comichaft durch ein Heer brutaler Schergen schlachtet. Dabei kommt es den Produzenten weniger auf eine sinnstiftende Handlung an, als auf das Befeuern einer stetig gesteigerten Rachefantasie, in der bestialische Morde an Tieren, Frauen und Kindern als “Motivation” für den “Helden” herhalten, die Bösewichter genüsslich zu “richten”. – Ab 18.
Der dritte Fall aus der krimikomödiantischen “Knives Out”-Reihe führt den exzentrischen Ermittler Benoit Blanc (Daniel Craig) in eine ländliche Kirchengemeinde, wo es mit einem ehrwürdigen Monsignore ein gewaltsames Ende nimmt. Ist etwa ein junger Priester der Mörder? Blanc beginnt zu ermitteln und bekommt es dabei wieder mit allerlei schrulligen Figuren zu tun.
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ZU DEN BEWERTUNGEN NACH ANZAHL DER STERNE:
5 Sterne: herausragend, ein Meisterwerk
4,5 Sterne: eindrucksvoll, ausgefeilt, lange nachwirkend
4 Sterne: sehr gut, ambitioniert, lohnenswert
3,5 Sterne: beachtlich, gekonnt, anregend
3 Sterne: solide und interessant
2,5 Sterne: ganz okay, guter Durchschnitt
2 Sterne: wenig aufregend, Mittelmaß
1,5 Sterne: inkonsequent, mit Schwächen
1 Stern: dürftig, enttäuschend
0,5 Sterne: schlicht, dilettantisch
0 Sterne: ärgerlich, anstößig, eine Zumutung