Kurzkritiken zu den Kinofilmen der kommenden Woche

In Zusammenarbeit mit dem Kinoportal filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission bietet die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) Kurzkritiken zu Filmen an, die ab Donnerstag, 11. April, in den deutschen Kinos anlaufen – sortiert nach Bewertung (siehe unten) und bei gleicher Anzahl der Sterne nach Alphabet:

*

Der Episodenfilm erzählt von neun Menschen aus dem Iran, die zum Opfer einer übermächtigen Bürokratie werden. So redet der iranische Staat nicht nur bei der Namenswahl für Neugeborene oder in Modefragen mit, sondern kontrolliert auch Tattoos oder den Hijab beim Autofahren. Die aneinandergereihten Sketche karikieren eine theokratische Gesellschaft, die in ein groteskes Regelwerk verstrick ist. Mit scharfer Zunge und sarkastischem Witz entlarvt der Film die Motivationen der rigorosen Sittenwächter und zeigt die Religion als Werkzeug des Machterhalts. Ein in seiner filmästhetischen Einfachheit ebenso mutiges wie aufwühlendes kleines Meisterwerk. – Sehenswert ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621718/irdische-verse

Als ein Engländer nach einem Knastaufenthalt in seine kleine Stadt am Tyrrhenischen Meer zurückkehrt, ist er schnell wieder mit seiner ehemaligen Bande von Grabräubern vereint. Durch seine außergewöhnliche Begabung kann er mit der Wünschelrute etruskische Gräber aufspüren, deren bescheidene Funde sich zu Geld machen lassen. Es ist aber auch eine verlorene Liebe, die ihn an den Untergrund bindet. Auch im dritten Teil der „tyrrhenischen“ Trilogie von Alice Rohrwacher geht es erneut um Fragen nach dem Umgang mit der Vergangenheit. In sinnlichen Bildern entwirft der mäandernde Film mit einem ganzen Ensemble charismatischer Figuren einen magischen Raum, in dem Realität und Fantasie, Vergangenheit und Gegenwart kunstvoll ineinandergreifen. – Sehenswert ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/620733/la-chimera

Ein elfjähriges Mädchen ist mit seiner Familie vor Tod und Krieg aus Syrien geflohen und muss sich in einer Berliner Schule behaupten, an der ein rauer Ton herrscht. Als neue Schülerin wird sie gemobbt und ausgegrenzt, bis ein engagierter Lehrer ihr Talent für Fußball entdeckt. Mit viel Power und Witz, aber auch einer großen Ernsthaftigkeit erzählt der Film von Ankommen der Protagonistin und von anderen Mädchen und Jungen, denen die Gesellschaft keine Chance zugesteht. Die vielschichtige Geschichte spielt mit Übertreibungen und Stereotypen und hinterfragt überdies ein Schulsystem, das primär auf Leistung setzt, anstatt auf die Kinder und ihre Stärken zu setzen. „Sieger sein“, der im Rahmen der Initiative „Der besondere Kinderfilm“ entstand, ist kein Heile-Welt-Märchen, sondern erzählt eine Geschichte, die alle angeht. Das sieht man im Kinderkino viel zu selten. – Sehenswert ab 10.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622502/sieger-sein

*

Eine junge Studentin kümmert sich in einer psychiatrischen Klinik in Dresden um eine vietnamesisch-stämmige Frau, die nach einem rassistischen Überfall traumatisiert ist und nicht mehr spricht. Langsam nähern sich die beiden Frauen gegenseitig an und lernen sich besser kennen. Bis sich ihre Wege wieder zu trennen drohen. Ein intensives Drama über Freundschaft und ihre Herausforderungen, Trennungen und Abschiede. Die beiden Hauptdarstellerinnen Kotti Yun und Lena Urzendowsky haben an der Entstehung des Films intensiv mitgewirkt, was eine große Lebendigkeit und Natürlichkeit bewirkt. Zugleich ist der Film eine liebevolle Hommage an Dresden und die Elbe. – Sehenswert ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621712/zwischen-uns-der-fluss

*

Im Prequel zu dem Horrorklassiker „Das Omen“ (1976) wird eine US-amerikanische Novizin in einem katholischen Waisenhaus in Rom in die finsteren Machenschaften einer radikalen Gruppierung hineingezogen. Das wahrhafte Böse bereitet seine leibhaftige Ankunft auf der Erde vor. Ein mutiger und ästhetisch beeindruckender sowie inszenatorisch und darstellerisch ambitionierter Horrorfilm, der aber auch drastische Body-Horror-Einschübe enthält und nachhaltig verstört. Dabei ruht sich der Film nicht auf der bloßen Erzählung der Vorgeschichte aus, sondern entfaltet einen ganz eigenen Blick auf den Schrecken einer erzwungenen Zeugung und Geburt. – Ab 18.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622625/das-erste-omen

*

Eine junge Frau betrügt ihren besitzergreifenden Ehemann mit einem ehemaligen Schulkameraden und stellt darüber ihr bisheriges Leben in Frage. Doch der Gatte kommt ihr auf die Schliche und regelt die Angelegenheit auf seine Art, hat aber nicht mit der ihn bislang anhimmelnden Schwiegermutter gerechnet. Der 50. Film von Woody Allen ist sein erstes ausschließlich auf Französisch und nur mit französischen Darstellern gedrehtes Werk. Der Blick auf Paris gerät dabei ein wenig oberflächlich, doch die spannende Geschichte nimmt für sich ein und mündet in einen unterhaltsamen Kriminalfilm im Milieu der höheren französischen Gesellschaft. – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621484/ein-glucksfall

Mit seinen atemberaubenden Shows, die eher theatralen Bühneninszenierungen glichen, revolutionierte John Galliano die Mode. Doch dann fand seine Karriere durch antisemitische und rassistische Äußerungen 2011 ein vorläufiges Ende. Ausgehend von einem ausführlichen Gespräch mit dem Modeschöpfer, das von zahlreichen weiteren Interviews flankiert wird, zeichnet die Dokumentation den Werdegang des Künstlers nach. Ein erstaunlich facettenreicher Film, Porträt, Bekenntnis, Bußgang und Blick auf eine sich wandelnde Modeindustrie in einem, der vom Druck in einem globalen Milliardengeschäft, mächtigen Allianzen und dem Wunsch nach Vergebung erzählt. – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621746/high-low-john-galliano

Eine alleinerziehende Mutter kämpft in der iranischen Pilgerstadt Maschhad darum, das Sorgerecht für ihre Tochter zu behalten. Diese ist aus einer Zeitehe hervorgegangen, die es schiitischen Männern erlaubt, neben ihrer eigentlichen Ehe zeitlich begrenzte Verbindungen zu führen. Der teilweise mit versteckter Kamera gedrehte Film porträtiert nicht nur das fast symbiotische Mutter-Tochter-Verhältnis, sondern dokumentiert auch den mühseligen Kampf einer Frau und ihrer Tochter um ein selbstbestimmtes Leben in einer patriarchal geführten Gesellschaft. Persönliche Freiräume sind darin aufs Kleinste beschnitten und der Druck auf das Individuum gehört zur Tagesordnung. – Ab 14. Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622624/nilas-traum-im-garten-eden

*

Ende der 1970er-Jahren siegten die Sandinisten in Nicaragua. Die Diktatur des Somoza-Clans wurde gestürzt und eine junge Generation übernahm mit einem großen Überschuss an utopischen Idealen die Regierungsgeschäfte. Aus Westdeutschland kamen viele, die beim Aufbau des Landes helfen wollten. Liberale, Grüne, Gewerkschafter, Sozialdemokraten, Linke und Kirchenvertreter engagierten sich in der Landwirtschaft, bauten Kaffee und Baumwolle an, errichteten Schulen, Kindergärten und Krankenstationen. Die Bewegung mobilisiert eine große Anzahl von Menschen. Der Dokumentarfilm fragt, was aus den Wünschen und Träumen der Revolutionäre und ihrer Unterstützer geworden ist – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622601/ein-traum-von-revolution

*

Ein alternder Regisseur (Zoltan Paul) hadert mit seinen beruflichen Fehlschlägen und dem Erfolg seiner Frau (Adele Neuhauser) als Schauspielerin. So lässt er sich aus Frust auf eine Affäre ein und tritt obendrein in seinem Dorf in Brandenburg als liberaler Gegenkandidat zu einem rechten Aspiranten auf das Bürgermeister-Amt an. Die aggressive Stimmung im Ort und die psychische Instabilität seiner Geliebten (Sabine Weibel) drohen seinen Plan jedoch scheitern zu lassen. Eine sympathische, aber nicht sonderlich tiefgründige Tragikomödie über Eitelkeiten und politische Erfolge rechten Gedankenguts, die das Potenzial für satirische Überspitzungen kaum nutzt. Trotz einiger Drehbuchschwächen unterhält der Film vor allem durch ein gut aufgelegtes Ensemble. – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622626/uberleben-in-brandenburg

*

Eine 15-jährige Jüdin kann sich während der deutschen Okkupation Frankreichs auf dem Hof eines Mitschülers verstecken. Die beiden Heranwachsenden freunden sich an und erschaffen sich in der Scheune einen magischen Sehnsuchtsort. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Versteck entdeckt wird. Die konventionelle Literaturverfilmung wird dem Leid der Figuren nicht gerecht, auch wenn Pathos und Sentimentalität weitgehend vermieden werden. Irritierend ist die lustvoll übertriebene Darstellung der Protagonistin als alter Frau, die den anderen Figuren die Show stiehlt. – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621322/white-bird

Biopic; Großbritannien 2024; 123 Minuten; Regie: Sam Taylor-Johnson.

Der biografische Film für das kurze tragische Leben der englischen Sängerin und Komponistin Amy Winehouse (1983-2011) rekapituliert die bekannten Versatzstücke einer begnadeten Musikerin, die mit den kleineren und größeren Krisen ihres Lebens so sehr überfordert war, dass sie im Alter von 27 Jahren an einer Mischung aus Magersucht und Alkohol- und Drogenmissbrauch starb. Im Unterschied zu dem Dokumentarfilm „Amy“ (2015) verharmlost er dessen kritische Anfragen an ihr Management und die Boulevardmedien. Überdies interessiert er sich nicht für die Kunst von Amy Winehouse, sondern begnügt sich mit einem boulevardesken Aufguss ihrer Karriere aus dritter Hand. – Ab 16.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622269/back-to-black

*******************************************************************

ZU DEN BEWERTUNGEN NACH ANZAHL DER STERNE:

5 Sterne: herausragend, ein Meisterwerk

4,5 Sterne: eindrucksvoll, ausgefeilt, lange nachwirkend

4 Sterne: sehr gut, ambitioniert, lohnenswert

3,5 Sterne: beachtlich, gekonnt, anregend

3 Sterne: solide und interessant

2,5 Sterne: ganz okay, guter Durchschnitt

2 Sterne: wenig aufregend, Mittelmaß

1,5 Sterne: inkonsequent, mit Schwächen

1 Stern: dürftig, enttäuschend

0,5 Sterne: schlicht, dilettantisch

0 Sterne: ärgerlich, anstößig, eine Zumutung