Kurzkritiken zu den Kinofilmen der kommenden Woche
In Zusammenarbeit mit dem Kinoportal filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission bietet die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) Kurzkritiken zu Filmen an, die ab Donnerstag, 5. Dezember, in den deutschen Kinos anlaufen – sortiert nach Bewertung (siehe unten) und bei gleicher Anzahl der Sterne nach Alphabet:
*
Am Shinto-Schrein Gokogu in Ushimado hat sich eine Katzenkolonie angesiedelt. Ortsansässige wie Fremde kümmern sich um die Tiere am Schrein, die ein Quell der Freude, aber auch des täglichen Ärgernisses sind. Der Filmemacher Kazuhiro Soda beobachtet das Treiben auf der Anlage und die dort stattfindenden Interaktionen und Begegnungen. Im Zyklus der Jahreszeiten formt sich das Bild einer Gemeinschaft, die bei allen Unterschieden und Problemen intakt ist und durch unermüdliche freiwillige Fürsorgearbeit ihre Existenz aufrechterhält. – Sehenswert ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/623692/die-katzen-vom-gokogu-schrein
Im Sommer 1992 will eine Peruanerin mit ihren beiden minderjährigen Töchtern in die USA emigrieren, weil sich die politische Situation in Lima immer mehr zuspitzt. Dafür ist aber die Unterschrift ihres Ex-Mannes nötig, der viele Jahre in der Welt herumreiste, sich jetzt aber wieder mit seinen Töchtern anfreunden will. Der sanft dahingleitende Film kreist um eine zerrüttete Familie, die zwischen Abschied und Aufbruch nach neuen Möglichkeiten sucht. Die Spannungen in dem einfühlsamen Familiendrama resultieren dabei aus der inneren Dynamik der Figuren und ihrer gegensätzlichen Bedürfnisse, nicht aus dem politischen Aufruhr der Gesellschaft, auch wenn ein gelegentlicher dokumentarischer Einschlag den historischen Background offenhält. – Sehenswert ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622501/reinas-die-koniginnen
*
Ein durch Neurofibromatose entstellter Schauspieler erhält durch eine experimentelle Wunderheilung ein von den Wucherungen der Erbkrankheit befreites Gesicht. Das “normale” Leben, das ihm nun offensteht, offenbart all das, was mit deformiertem Gesicht nicht möglich schien. Doch auch die neue Existenz ist mit Defiziten und Abgründen verbunden. Der von Body-Horror über ein Alltagsdrama bis zu Satire und Slapstick durch unterschiedlichste Genres wandelnde Film findet einen spielerischen Umgang mit Fragen nach Identität, Selbstoptimierung und Authentizität, die nicht beantwortet, sondern geschickt verkompliziert werden. – Ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622379/a-different-man
*
Eine junge Frau von den schottischen Orkney-Inseln flüchtet nach London, wird dort alkoholsüchtig und muss ihr Leben nach einem Absturz neu sortieren. In ihrer alten Heimat findet sie Zuflucht, doch der Weg zu Selbstfindung und Abkehr von der Sucht ist lang und schwierig. Das auf authentischen Begebenheiten beruhende Drama wechselt zwischen grellen Effekten und intensiven Naturbetrachtungen, ist bewusst nicht-linear erzählt und verfremdet das Schicksal der Protagonistin durch mythologische Erzählungen und rationale Statistiken. Ein bewegender, herausfordernder Film über das Ringen mit Abhängigkeit. – Sehenswert ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622217/the-outrun
Ein Porträt der Fotokünstlerin Nan Goldin zwischen Kunst und Alltag, Zukunft und Vergangenheit, Rebellion und Kanonisierung. Der genügsame, aber charmante Dokumentarfilm blickt auf das Leben der New Yorkerin im Spiegel ihrer Beziehungen zu Freunden und Arbeitskollegen. Außen- und Innenperspektive wechseln dabei ständig, mal geht es um Fotoshootings, mal um einen Besuch im Krankenhaus. Vor allem der Kontrast zwischen dem Blick der Fotografin und dem der Regisseurin belebt den Film. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/623843/nan-goldin-i-remember-your-face
Der US-amerikanische Sportler Edwin Moses gilt als der größte Hürdenläufer aller Zeiten, der etliche Medaillen gewann und zweimal Weltmeister wurde. Zwischen 1977 und 1987 blieb er in 122 Rennen in Folge unbesiegt. Mit großer Detailfreude rekapituliert der Dokumentarfilm diese Leistungen anhand historischer Aufnahmen und Aussagen von Moses und vielen Zeitzeugen. In chronologischer Reihenfolge werden die wichtigsten Stationen seines Lebens und einer Karriere rekapituliert, aber auch in den zeitgenössischen Kontext eingebettet, insbesondere den Rassismus in der US-Gesellschaft. Zudem geht es auch um die Verdienste im Anti-Doping-Kampf und für eine angemessene Bezahlung der Sportler, während Misserfolge und Privatleben außen vor bleiben. – Ab 14.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/623653/13-steps-die-unglaubliche-karriere-von-edwin-moses
Nach einer Protestaktion gegen Waldrodungen stürzt eine als Angela Merkel maskierte Aktivistin in eine Schlucht. Verletzt trifft sie auf eine abgeschottet lebende Kommune, deren maskierte Bewohner sich einem radikal dezentralen und non-identitären Lebensentwurf verschrieben haben. Der Film konfrontiert Fragen von Individuum und Kollektivität, Maskerade und Identität mit der bundesdeutschen Realität. Ein filmischer Nachtrag zu den Corona-Jahren, der angesichts der jüngsten Kriege in der Ukraine und dem Nahen Osten, aber auch der politischen Machtverschiebungen und Diskursverhärtungen anachronistisch anmutet. – Ab 16.
Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622893/abendland-2024
*******************************************************************
ZU DEN BEWERTUNGEN NACH ANZAHL DER STERNE:
5 Sterne: herausragend, ein Meisterwerk
4,5 Sterne: eindrucksvoll, ausgefeilt, lange nachwirkend
4 Sterne: sehr gut, ambitioniert, lohnenswert
3,5 Sterne: beachtlich, gekonnt, anregend
3 Sterne: solide und interessant
2,5 Sterne: ganz okay, guter Durchschnitt
2 Sterne: wenig aufregend, Mittelmaß
1,5 Sterne: inkonsequent, mit Schwächen
1 Stern: dürftig, enttäuschend
0,5 Sterne: schlicht, dilettantisch
0 Sterne: ärgerlich, anstößig, eine Zumutung