Kurzkritiken zu den Kinofilmen der kommenden Woche

In Zusammenarbeit mit dem Kinoportal filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission bietet die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) Kurzkritiken zu Filmen an, die ab Donnerstag, 21. März, in den deutschen Kinos anlaufen – sortiert nach Bewertung (siehe unten) und bei gleicher Anzahl der Sterne nach Alphabet:

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In drei Kapiteln erzählt der Film aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven die Geschichte zweier zehnjähriger Klassenkameraden, deren Freundschaft von anderen beargwöhnt wird. Ein Hochhausbrand, das seltsame Verhalten eines Schülers und die noch irritierenderen Abwehrreaktionen der Lehrer fügen sich zu immer neuen Zusammenhängen oder Mutmaßungen, die sich immer wieder als falsche Fährten erweisen. Erst im dritten Teil rückt der episodische Film die Dinge aus Sicht der beiden Jungen zurecht. Die episodische Struktur begünstigt eine ungemein reiche Erzählung, die mit enormer Hingabe und erzählerischer Meisterschaft um jene Verbundenheit kreist, die aus Liebe und Zuneigung entsteht. – Sehenswert ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/620825/die-unschuld

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Eine Tanzlehrerin und ein Gebärdendolmetscher fühlen sich bei ihrer ersten Begegnung sofort zueinander hingezogen. Doch ihr jeweiliges Bedürfnis nach Intimität ist bei aller Nähe grundverschieden, denn der Mann ist asexuell. Trotz ihrer Differenz versuchen beide eine Beziehung miteinander zu leben, bei der Wünsche und Grenzen ständig neu ausgehandelt werden müssen. In sensuellen, körperbetonten Bildern erzählt der feinfühlige Film von der Beziehung zweier Menschen auf der Suche nach einer gemeinsamen emotionalen und körperlichen Sprache. Bei aller Nähe und Vertrautheit bleibt dabei stets ein Bruch in der gemeinsamen Intimität bestehen. – Sehenswert ab 16.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621751/slow

Eine heruntergekommene Grundschule in einem kleinen mexikanischen Ort wird von einem idealistischen Lehrer und seinen neuartigen Methoden auf den Kopf gestellt. In seinem Unterricht gibt es keine Hierarchie und keine Autorität mehr. Stattdessen nimmt er die Klasse auf ein Abenteuer des Lernens mit, das die Schüler begeistert und für den Unterricht motiviert. Doch nicht allen ist diese pädagogische Revolte recht. Ein warmherziger, lebensbejahender Film, erfüllt von bescheidener Klugheit, der nie in trockenes Thesenkino umschlägt, sondern stets leichtfüßig und geerdet bleibt. – Sehenswert ab 12.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/621736/radical-eine-klasse-fur-sich

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Agnieszka aus Polen und Dieudonne aus der Elfenbeinküste teilen sich auf einer Busreise nach Deutschland einen Sitzplatz. Während Agnieszka im Buch des Papstes liest, vertieft sich Dieudonne in den Frantz-Fanon-Klassiker „Die Verdammten dieser Erde“. In Lübeck gehen sie getrennte Wege: Agnieszka betreut einen dementen Mann, während Dieudonne in einem riesigen Gewächshaus als Erntehelfer arbeitet. Beide treten einem mysteriösen Netzwerk bei, der „Amitie“, die als selbstlernende Künstliche Intelligenz Menschen in prekären Situationen unterstützen will. Mit dieser KI ist es möglich, auch in anderen Sprachen zu kommunizieren, Jobs zu finden und Geld zu transferieren. Das Netzwerk funktioniert perfekt, bis ein Polizist alles ins Wanken bringt. Die Wege der beiden Protagonisten kreuzen sich wieder, als sie in diese virtuelle Realität eintauchen und das System der Arbeitsmigration wie der generellen Ungleichheit in der Gesellschaft nicht länger akzeptieren wollen. – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622141/die-amitie

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Ein unscheinbarer Bankangestellter aus Buenos Aires stiehlt Geld aus dem Safe, um sich seinen Ruhestand zu finanzieren. Während er seine Gefängnisstrafe absitzt, soll ein Kollege die Beute hüten. Doch dann entdecken beide ihren Sehnsuchtsort. Was als entschleunigter Bankräuber-Film beginnt, wandelt sich zunehmend zur romantischen Aussteigerfantasie. So wie sich die Figuren von den Fesseln der kapitalistischen Arbeitswelt befreien, löst sich auch die Erzählung in sinnlichen Müßiggang auf, was mit einer verträumt schweifenden Kamera und verspielter Musik ästhetisch eigensinnig umgesetzt ist. Allerdings bleibt man bei der Selbstverwirklichung der Protagonisten als Zuschauer weitgehend außen vor. – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de:https://www.filmdienst.de/film/details/620878/die-missetater

Der Schweizer Sänger Meinrad Koch sucht nach Wegen, die Kunst des Jodelns lebendig zu halten und es für die aktuelle Musik zu öffnen. Der Dokumentarfilm begleitet ihn auf einer Reise nach Norwegen, wo er die Samin Marja Mortensson trifft, die als Joikerin die schamanistische Gesangskultur wiederbeleben möchte. Die musikalische Tradition, die für Koch ein Balanceakt zwischen bewährten Ritualen und mutigen Innovationen ist, erscheint hier als ein Mittel, um der Minderheit der Samen eine Stimme zu verleihen. In Georgien begegnet Koch der Musikstudentin Ninuca Kakhiani, die mit den traditionellen Gesängen und dem georgischen Jodeln aufgewachsen ist, aber auch gelernt hat, über den eigenen kulturellen Horizont hinauszuschauen und sich mit Musikkulturen anderer Länder zu beschäftigen. Ein spannender, visuell wie auditiv herausfordernder Film, der nach Identitäten fragt und diese in ein Spannungsverhältnis zu anderen Ausdrucksformen setzt. – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622600/beyond-tradition-kraft-der-naturstimmen

Als Umberto Eco im Februar 2016 starb, hinterließ der italienische Schriftsteller in seinen Räumen in Mailand eine riesige Privatbibliothek mit 30.000 zeitgenössischen und 1.500 antiken Werken. Anhand dieser Sammlung taucht das dokumentarische Porträt auf spielerische Weise in die Biografie und das Werk des Gelehrten ein, dessen „intertextuelles“ Denken sich in der filmischen Gestaltung widerspiegelt. Der Film ist ein Füllhorn an funkelnden Bonmots, optischen und akustischen Spielereien, biografischen Erinnerungen und zentralen Themen seines Denkens, das sich um Erinnern, Erzählen und die Fähigkeit zu täuschen dreht. – Ab 14. (O.m.d.U.)

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622530/umberto-eco-eine-bibliothek-der-welt

Eine junge Löwin taugt nicht so recht zur Superheldin, denn sie versteht sich nur auf Computerspiele wirklich gut. Ihrem Vater, dem Superlöwen, reicht das nicht, um sie zur Nachfolgerin zu machen. Er wendet sich stattdessen seinem hochnäsigen Neffen zu, was die Sicherheit der kleinen Ortschaft erst recht gefährdet. Der etwas brav animierte Trickfilm traut sich nicht, die Frage, was eine Superheldin ausmacht, mutig und unkonventionell anzugehen. Ein solider, überschaubarer, etwas detailarmer Kinderfilm, der ohne Geschrei und fortwährende Verfolgungsjagden auskommt, allerdings dabei auch keine Funken schlägt. – Ab 8.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/620519/sowas-von-super

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Als ein unscheinbarer Biologieprofessor aus ungeklärten Gründen in den Träumen vieler Menschen auftaucht, wird er schnell zum Internetphänomen. Doch bevor er die ungewohnte Aufmerksamkeit für sich nutzen kann, schlägt die gesellschaftliche Begeisterung in blanken Hass um. Eine surreale Satire über fragilen Ruhm, Cancel Culture, Social-Media-Hysterie und einen sich kumpelhaft gebenden, aber ausbeuterischen Kapitalismus. Der streckenweise beeindruckend gespielte und solide inszenierte Film verkommt nach vielversprechendem Start aber immer mehr zu einer freudlos durchexerzierten Gegenwartsdiagnose, die sich mehr für das Abhaken von Zeitgeist-Themen als für ihre Geschichte interessiert. – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622130/dream-scenario

Der Sohn eines Autohändlers will die Tochter einer reichen Adelsfamilie heiraten. Kurz vor der Vermählung sollen sich die Eltern des Brautpaares kennenlernen. Doch beim Treffen auf dem Chateau der Adelsfamilie merken beide Seiten schnell, dass sie Welten trennen. Da die künftigen Eheleute auch noch einen heimlichen DNA-Test über ihre Abstammung beauftragt haben, droht zusätzlicher Zündstoff. Eine hanebüchene Komödie, die mit reaktionärer Rückwärtsgewandtheit nationale Klischees und kulturelle Vorurteile aufwärmt und sich in einem albernen, ironiefreien Humor gefällt. Auch Hauptdarsteller Christian Clavier trägt den arroganten Patriotismus seiner Figur viel zu laut und lästernd vor. – Ab 14.

Ausführliche Credits, Texte und Bilder bei filmdienst.de: https://www.filmdienst.de/film/details/622143/oh-la-la-wer-ahnt-denn-sowas

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ZU DEN BEWERTUNGEN NACH ANZAHL DER STERNE:

5 Sterne: herausragend, ein Meisterwerk

4,5 Sterne: eindrucksvoll, ausgefeilt, lange nachwirkend

4 Sterne: sehr gut, ambitioniert, lohnenswert

3,5 Sterne: beachtlich, gekonnt, anregend

3 Sterne: solide und interessant

2,5 Sterne: ganz okay, guter Durchschnitt

2 Sterne: wenig aufregend, Mittelmaß

1,5 Sterne: inkonsequent, mit Schwächen

1 Stern: dürftig, enttäuschend

0,5 Sterne: schlicht, dilettantisch

0 Sterne: ärgerlich, anstößig, eine Zumutung