Im Eröffnungsgottesdienst der Synode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) mahnte Bischöfin Beate Hofmann, weiter gemeinsam für einen gerechten Frieden zu arbeiten. In der Brunnenkirche in Hofgeismar erinnerte sie am Donnerstag gemeinsam mit Marko Tiitus, Bischof von Südestland und einer der drei Präsidenten der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE), an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren.
„Wir erleben, wie übersteigerter Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus wieder politikfähig werden“, sagte Hofmann. Darum sei es wichtig, an den 8. Mai 1945 und seine Lernerfahrungen zu erinnern. Die Bischöfin warb dafür, wachsam zu sein und „mutig unseren Glauben zu bekennen an einen Gott, der Frieden und Versöhnung schenkt“.
Bischof Tiitus sprach von einer neuen Bedrohung, „vor der wir heute, 80 Jahre nach dem Ende des Krieges stehen“. Die Ukraine sei zum „Gewissen der ganzen Welt“ geworden. „Als Nachbarn Russlands fühlen wir Angst und Unsicherheit“, sagte er. Der Ukrainekrieg werfe Schatten auf das kleine baltische Land, „auf unsere Häuser, unsere Gemeinden und unsere Herzen“.
Pfarrerin Sabine Kresse rückte während der Tagung das Thema sexualisierte Gewalt in den Fokus. Sie rief dazu, es bei allen Entscheidungen und in allen Bereichen der Landeskirche mitzudenken. Ein Jahr nach der Veröffentlichung der ForuM-Studie stehe die EKKW an einem Wendepunkt, um nachhaltig neue Strukturen zu schaffen. Diese seien ebenso notwendig wie „eine klare Haltung und ein ernsthafter Wandel der langjährigen und zuweilen liebgewonnenen Kultur“, sagte die Leiterin der Fachstelle zum Umgang mit sexualisierter Gewalt.
Kresse und Diakonin Ellen Eidt stellten die Bemühungen der EKKW zum Schutz vor sexualisierter Gewalt vor und betonten, dass die Landeskirche bereits seit 2019 aktiv sei – mit der Fachstelle und einer unabhängigen Aufklärungskommission. Die Zahl der Meldungen sei seither deutlich gestiegen, habe sich nach der Veröffentlichung der Studie aber nicht signifikant verändert. 2024 registrierte die Landeskirche 23 Meldungen und 31 Betroffene, im Vorjahr waren es 21 Meldungen und 23 Betroffene. 2020 waren es noch fünf Meldungen und fünf Betroffene.
Prälat Burkhard zur Nieden sprach über die Zukunft des Pfarrberufs. Demnach wird sich die Zahl der aktuell 746 Pfarrerinnen und Pfarrer in der EKKW bis zur zweiten Hälfte der 2030er Jahre auf die Hälfte reduzieren. Die kurhessische Kirche wolle deshalb den Pfarrdienst grundlegend weiterentwickeln. Angesichts deutlich größerer Pfarrbezirke würden Pfarrpersonen künftig nicht mehr im bisher erwarteten Umfang für Kernaufgaben wie die individuelle Seelsorge zur Verfügung stehen. Auch die Zahl der von ihnen gestalteten Gottesdienste werde abnehmen.
Zudem stehe ein Generationenwechsel bevor: „Die Pfarrerinnen und Pfarrer, Vikarinnen und Vikare und die Studierenden haben andere Ansprüche an ihren Beruf und sind nach der Reform des Vikariats auch anders ausgebildet als die Generation der Babyboomer“, schilderte zur Nieden. Nach seinen Worten bestimmen Werte wie eine ausgeglichene Work-Life-Balance und eine familienfreundliche Gestaltung des Dienstes die Haltung gegenüber dem Pfarrberuf.
Die kurhessische Synode tagt noch bis Samstag, 10. Mai, in der Evangelischen Tagungsstätte in Hofgeismar. Wie die EKKW ankündigte, steht die Frühjahrstagung unter dem zentralen Thema „Anders Kirche werden“. Die Sitzung kann im Livestream unter www.ekkw.de verfolgt werden