Der Schweizer Bildhauer und Maler Alberto Giacometti (1901-1966) steht im Zentrum einer neuen Ausstellung der Bremer Kunsthalle. Er zählt zu den bedeutendsten europäischen Künstlern des 20. Jahrhunderts, wie die Kuratorin der Ausstellung „Alberto Giacometti. Das Maß der Welt“ am Donnerstag in der Bremer Kunsthalle sagte. Die Schau widme sich zwei zentralen Themen seines Schaffens: Zum einen gehe es um das „rechte Maß“, das bei Giacometti stets im Gegensatz zum Naturgetreuen stehe, zum anderen um das Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt. Die Ausstellung läuft vom 11. Oktober bis zum 15. Februar 2026.
Die Ausstellung ist laut Kunsthallen-Direktor Christoph Grunenberg die erste umfassende monografische Ausstellung über das gesamte Leben und Werk des Künstlers seit zehn Jahren in Deutschland. Zu sehen sind Skulpturen, Gemälde, Zeichnungen, Drucke sowie dokumentarisches Material.
Die Schau biete einen umfassenden Überblick über das Schaffen Giacomettis von seinen frühen Werken und seiner surrealistischen Periode bis hin zur Erfindung seines berühmten Stils der Nachkriegszeit, erläuterte Kuratorin Fischer-Hausdorf. Der Künstler sei durch seinen postimpressionistischen Maler und Vater Giovanni Giacometti und die spektakuläre Alpenlandschaft seiner Heimat zwischen den Tälern Bergell und Engadin im Kanton Graubünden geprägt. Außerdem habe er sich als Jugendlicher für die Ideen der deutschen Romantik begeistert. 1922 zog Giacometti nach Paris, um Bildhauerei zu studieren. Doch auch nach seinem Umzug kehrte er jeden Sommer in sein Heimatdorf Stampa zurück, um dort zu arbeiten.
In seinen jungen Jahren fertigte Giacometti farbenfrohe Aquarelle, von denen einige in der Ausstellung zu sehen sind. Dabei strebte der junge Künstler Fischer-Hausdorf zufolge nicht nach Imitation des Realen, vielmehr habe er sich intensiv mit seiner eigenen Wahrnehmung der Natur auseinandergesetzt.
Aufgrund seines Bestrebens, seine eigene Sicht auf die Welt darzustellen, entwickelte er nach dem Zweiten Weltkrieg stehende, überlange Frauenfiguren zu einem wiederkehrenden Motiv. Dabei verknüpfte er die schlanken Figuren mit den hoch aufragenden Tannen seiner Heimat. So wie Giacometti Frauen als Nadelbäume wahrnahm, habe er auch Berge wie Menschen angesehen, sagte die Kuratorin. Darum erinnerten die zerfurchten Oberflächen seiner Plastiken an die Strukturen seiner Heimat.
Zu den Exponaten zählen dem Museum zufolge mehr als einhundert Werke aus dem Bestand der Fondation Giacometti in Paris. Die Gesellschaft verwaltet den Nachlass des Künstlers und verfügt über die weltweit größte Sammlung seiner Arbeiten. Ergänzt werden die Leihgaben durch ausgewählte Werke aus der Sammlung der Kunsthalle Bremen.