Der Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Johann Hinrich Claussen, hat dazu aufgerufen, die Kultur des gemeinsamen Singens zu stärken. Das Beispiel Kirchenmusik zeige, dass Kunst und Kultur in der Kirche „keine feuilletonistischen Sahnehäubchen, sondern Lebensmittel“ seien, sagte Claussen am Freitag in Berlin bei der Herbsttagung der Synode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Im gemeinsamen Singen liege eine große Kraft. Die Kirchen müssten „Asylräume des Singens bleiben“.
Die Kirchenmusik sei etwas „Besonderes und Kostbares“ und zugleich gefährdet, sagte Claussen. In der Geschichte des Christentums habe ganz am Anfang als Wesenskern das gemeinsame Singen gestanden. In der Reformation habe das christliche Lied eine politische Relevanz eingenommen. Die neue Lehre sei auch durch neue Lieder verbreitet worden, unter anderem von entlaufenen Mönchen und in Form von Gassenhauern, um die alten Autoritäten zu stürzen. Die Reformation sei auch eine Art „musikalische Guerilla-Bewegung“ gewesen.
Claussen betonte, für den Reformator Martin Luther (1483-1546) sei Musik ein Mittel gewesen, um den Teufel zu vertreiben, und damit eine Art „unaggressiver Exorzismus“. In der Kirchengeschichte sei andere Kirchenmusik erst auf das gemeinsame Singen gefolgt, sagte der Theologe: „Es geht um eine Kraft Gottes, die uns erfüllt, wenn wir sie mit anderen teilen.“ Kirchenmusikdirektorin Cornelia Ewald betonte, die Kirche müsse sich auch hochwertige Kirchenmusik weiter leisten.