Künstliche Intelligenz: So gut wie der Mensch, der sie bedient

Alexa und Siri prägen unseren Alltag. Kim Carina Hebben von der Technischen Universität Dortmund ist Expertin für Künstliche Intelligenz und erzählt im Interview, wie der richtige Umgang gelingt.

Mit dem Handy nutzen die Menschen schon seit einiger Zeit Künstliche Intelligenz, wie zum Beispiel Siri oder Alexa
Mit dem Handy nutzen die Menschen schon seit einiger Zeit Künstliche Intelligenz, wie zum Beispiel Siri oder Alexaoatawa

Frau Hebben, was ist Künstliche Intelligenz und ist sie gefährlich?
Kim Carina Hebben:
KI hat nichts mit Robotern, die die Weltherrschaft übernehmen, zu tun – wie man es vielleicht aus Science-Fiction-Filmen kennt. KI ist eine Aneinanderreihung von Algorithmen und Sprache. Und sie ist nur so gut, wie der Mensch, der sie bedient. Sie kann manche Arbeiten erleichtern und vielleicht Berufszweige ersetzen oder verändern. Beispielsweise könnte dann ein Mensch mit KI den gleichen Arbeitsertrag hervorbringen wie vorher drei Menschen. Wir sehen das schon bei manchen Zeitungen, wo man unter den Texten liest: „Von Künstlicher Intelligenz erarbeitet und von Person XY überprüft.“ KI unterstützt in vielen Bereichen. Beispielsweise Text-KI-Werkzeuge wie ChatGPT. Dieses Programm erstellt Texte und Bilder und greift dabei auf einen riesigen Schatz von Daten aus dem Internet zurück.

Ist KI auch gefährlich?
Künstliche Intelligenz ist schon ein bisschen wie eine Büchse der Pandora. Man weiß nicht, was noch alles in ihr schlummert und wie Dinge zusammenhängen. Beispielsweise welche Personen füttern sie mit welchen Daten? Denn das entscheidet darüber, ob und welche Gruppen unter Umständen ausgeschlossen werden, weil sie nicht vorkommen und von den Algorithmen vernachlässigt werden. Wer kontrolliert die Daten eigentlich? Zum Beispiel gibt es eine Serie auf dem Video-Streaming-Portal Twitch, die komplett von KI generiert wird und 365 Tage 24 Stunden lang läuft. Im Februar musste sie gestoppt werden, weil sie ethisch bedenkliche Inhalte verbreitete. Die KI wurde inzwischen angepasst und die Serie läuft wieder. Grundsätzlich gilt, dass man bei der Masse an Information schon mal den Überblick verlieren kann.

Also kann die Künstliche Intelligenz Unwahrheiten produzieren?
Die KI denkt nicht, sondern reiht Daten aneinander. Aber wer sie gut bedienen kann, kann damit auch Schindluder treiben.

Warum ist es wichtig, dass sich Bildungsanbieter mit dem Thema Künstliche Intelligenz auseinandersetzen und dazu Bildungsangebote machen?
Genau um dieser Gefahr zu begegnen. KI-kompetent zu sein, hilft uns falsche Nachrichten und Bilder im Alltag zu enttarnen. Und machen wir uns nichts vor: Künstliche Intelligenz hat längst in unseren Alltag Einzug gehalten. Alexa, Siri oder auch Amazon zeigen deutlich, dass alles irgendwie verknüpft ist. Man wird gelenkt und das ist immer noch nicht allen Menschen bekannt. Und trotzdem sind Künstliche Intelligenz und technische Hilfe nicht per se schlecht. Das ist mir wichtig.

Wäre es nicht Pflicht, KI zu kennzeichnen?
Das wird derzeit überall diskutiert. Wie gesagt, in den Zeitungen findet man es vereinzelt schon. Auch wir an der Uni diskutieren über eine Meldepflicht, wenn die Studierenden KI zur Texterstellung oder Recherche verwenden, denn verbieten können wir sie nicht.

VR-Brillen findet man inzwischen in einigen Museen und Ausstellungen
VR-Brillen findet man inzwischen in einigen Museen und AusstellungenUnsplash / Igor Omilaev

Ist Künstliche Intelligenz die Zukunft?
In der digitalen Welt weiß man nie, was kommt und was dann auch bleibt. Ganz oft folgt nach einem Hype der Fall. Nehmen Sie zum Beispiel VR-Brillen, die eine virtuelle optische Welt erschaffen. Die sind eigentlich so alt wie das Fernsehen. Dann verschwanden sie wieder und wurden dann wieder rausgeholt. KI wird aber meiner Meinung nach konstanter sein, denn es ist sehr benutzerfreundlich und wird dahingehend immer weiterentwickelt. Selbst mein Vater kann KI über Sprachsteuerung bedienen. Das ist uns ja auch wie gesagt schon durch Geräte wie Alexa und Co vertraut. Wir müssen uns ebenfalls klar darüber sein, dass wir für diese Bequemlichkeiten mit unseren Daten bezahlen.

Betrifft das auch Programme wie beispielsweise ChatGPT?
Ja, ChatGPT ist ein Datensammler. Die KI lernt ja durch unsere Anfragen und unseren Umgang mit den Ergebnissen. Das ist ja auch der Sinn. Deswegen warnen wir davor, personenbezogene Daten einzuspeisen. Das gilt nicht nur für KI.

Kim Carina Hebben
Kim Carina HebbenTU Dortmund / Roland Baege

Würden Sie trotz der Gefahren die Verwendung von KI empfehlen?
Auf jeden Fall. Man muss aber bewusst damit umgehen. Aber KI stellt eine immense Erleichterung dar. ChatGPT fasst zum Beispiel Texte zusammen, sammelt Informationen aus dem Internet und hilft bei vielen Routine-Aufgaben. Das gilt auch für die Bildung.

Kim Carina Hebben ist Mediendidaktikerin an der Technischen Universität Dortmund