Kuba sagt traditionelle Mai-Parade ab – Versorgungskrise

Angesichts der schweren Wirtschaftskrise auf der Karibikinsel wird der Umzug zum Mai-Feiertag erneut ausfallen. Die Kirche in Kuba ruft unterdessen zum Gebet für Mütter auf, die darum kämpfen, ihre Kinder zu ernähren.

Die anhaltende Versorgungskrise auf der kommunistisch regierten Karibikinsel Kuba führt zu einer erneuten Absage der traditionellen Mai-Parade in Havanna. Sie galt in den vergangenen Jahren als einer der wichtigsten Termine im politischen Kalender des Ein-Parteien-Staates. Zudem kam es erneut zu Sozialprotesten in Santiago de Cuba, wo vor allem Frauen und Mütter Nahrung und Freiheit forderten. Die kubanische Regierung macht das US-Handelsembargo für die Krise verantwortlich und wirft Washington vor, das Land gezielt destabilisieren zu wollen.

Die Kubanische Bischofskonferenz rief laut „Diario de Cuba“ am Montag (Ortszeit) dazu auf, für die „Mütter zu beten, die darum kämpfen, ihre Kinder zu ernähren“. Zugleich erinnerten die Bischöfe an jene, „die nicht müde werden, sich um Medikamente für ihre Kranken zu bemühen; die Angehörigen von Gefangenen, die davon träumen, sie eines Tages gesund nach Hause zurückkehren zu sehen; die Arbeiter, die versuchen, ihren Angehörigen ein menschenwürdiges Zuhause zu geben; diejenigen, die um die Auswanderung von Ehepartnern, Kindern, Enkeln, Freunden trauern; diejenigen, die unter Gewalt und Raub leiden“.

Die Versorgungslage in dem Land ist katastrophal. Zuletzt sorgten Meldungen für Aufsehen, wonach die Regierung das Welternährungsprogramm um die Lieferung von Milchpulver gebeten hatte. Die offiziell nicht zugelassene Opposition wirft der Regierung Korruption und ein nicht funktionierendes planwirtschaftliches Modell vor.

Bereits 2021 hatte es große Sozialproteste gegeben. Die Regierung verhängte jahrelange Haftstrafen gegen zahlreiche Teilnehmer.

Der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte die regierungskritische Gefangenenhilfsorganisation „Prisoners Defenders“, es gebe über 1.000 politische Gefangene. Darunter ist laut Internationaler Gesellschaft für Menschenrechte der Deutsch-Kubaner Luis Frometa Compte aus Dresden, der wegen des Filmens der Proteste zu 15 Jahren Haft verurteilt wurde. Ein Aufruf von Papst Franziskus, politische Gefangene freizulassen, blieb bislang erfolglos.

Hinzu kommt ein Problem mit einem Massenexodus. Seit Ausbruch der Sozialproteste 2021 verließen rund drei Prozent der Bevölkerung die Insel überwiegend in Richtung USA. Die US-Behörden zählten rund 300.000 Migranten seit 2021. Die politischen Feinde USA und Kuba einigten sich daraufhin auf Abschiebeflüge aus den Vereinigten Staaten nach Kuba. In dieser Woche sprechen Vertreter der USA und Kubas erneut über das Migrationsthema in Washington.