Kritik an Werbung für Waffen in Stadien

Der Sportbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Thorsten Latzel, kritisiert die Werbepartnerschaft von Borussia Dortmund und Rheinmetall. „Werbung für Waffenfirmen hat in Stadien nichts zu suchen“, sagte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland am Mittwoch in Hannover. Diese Partnerschaft sei eine gezielte kommunikative Grenzüberschreitung.

Die Ukraine angesichts des völkerrechtswidrigen russischen Angriffskriegs zu unterstützen und Europas Verteidigungsfähigkeit zu stärken, sei das eine, sagte Latzel. Es sei aber etwas anderes, für Waffenfirmen zu werben und Kriege und Waffen zu normalisieren. Militärische Gewalt und Waffen könnten immer nur ein letztes Mittel sein, um schlimmere Gewalt einzudämmen. Sie dürften niemals normal werden. „Waffenproduktion mag jetzt notwendig sein, doch sie soll es gerade nicht immer sein“, erklärte Latzel. Diese Werbung fördere keinen Diskurs, sondern verschiebe Werte.

In den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (Donnerstag) forderte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International, der BVB sollte das Zusammenleben besser mit einem nachdrücklichen Einsatz für die Menschenrechte schützen. Der Rüstungsexperte von Amnesty in Deutschland, Mathias John, reagierte damit auf Äußerungen von BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, der das Sponsoring-Engagement damit begründet hatte, so Sicherheit und Verteidigung als Eckpfeiler unserer Demokratie schützen zu wollen. Nach Ansicht von Amnesty International greift diese Begründung zu kurz. Rheinmetall liefere eben nicht nur Waffen für die deutsche Verteidigung, sondern produziere und schicke Waffensysteme und Munition in alle Welt, erklärte John. Dabei bestehe das Risiko, dass diese Rüstungsgüter Menschenrechte verletzten und das humanitäre Völkerrecht brechen würden.

Die nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) sagte dem Magazin „Spiegel“, es sei die Entscheidung von Borussia Dortmund, ob sie eine Kooperation wie diese eingingen. Sie habe den BVB immer als Verein wahrgenommen, der den intensiven Dialog insbesondere mit den organisierten Fans pflegt, sagte sie. Sie gehe davon aus, dass auch in diesem Fall der Austausch gesucht werde. Die stellvertretende Ministerpräsidentin räumte ein, dass sich aus ihrer Sicht die öffentliche Wahrnehmung des Konzerns in den vergangenen zwei Jahren verändert habe, „auch bei mir persönlich“. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine sei klar, dass Unternehmen wie Rheinmetall gebraucht würden. „Und trotzdem ist die Rüstungsindustrie keine Branche wie jede andere.“

Die Links-Fraktion im Bundestag fordert ein Aus für das Sponsoring von Rheinmetall beim BVB. . Der sportpolitische Sprecher, André Hahn, sagte den Funke-Zeitungen, er halte es „für schlicht undenkbar, dass ein Champions-League-Finalist künftig mit Werbung für einen Rüstungskonzern in den Stadien aufläuft“. Hahn sprach sich für ein Einschreiten der Politik aus. Besonders Sportwerbung, die den Werten des Sports widerspreche, sei problematisch. Dazu gehörten Alkohol- und Tabakwerbung, Werbung für Glücksspiele und Sportwetten oder Militär und Rüstung.

Der BVB hatte am Mittwoch mitgeteilt, dass der Rüstungskonzern Rheinmetall als „Champion Partner“ einsteigt. Über den finanziellen Umfang machte der Verein keine Angaben. Die Werbepartnerschaft hat laut BVB eine Laufzeit von drei Jahren und umfasst die „Nutzung reichweitenstarker Werbeflächen, Vermarktungsrechte sowie Event- und Hospitality-Angebote im Stadion sowie auf dem Vereinsgelände“. Erstmalig werde das Rheinmetall-Logo während der Vorbereitung des BVB auf das Champions-League-Finale sichtbar sein, hieß es.