Kritik an geplantem Verkauf von nigerianischer Shell-Tochter

40 Organisationen haben den geplanten Verkauf der nigerianischen Tochterfirma des Ölkonzerns Shell kritisiert. Die Regierung des Landes müsse dafür sorgen, dass Shell zuerst seine Verantwortung für die Umweltzerstörung und die Menschenrechtsverletzungen im Fördergebiet im Nigerdelta wahrnehme und die Menschen dort entschädige, heißt es in einem Brief an die Regierung. Zudem müssten Schutzmaßnahmen eingeführt werden, um die Zivilgesellschaft vor einer Verschlechterung der Lage zu schützen.

Shell hatte im Januar angekündigt, seine nigerianische Tochterfirma Shell Petroleum Development Company an die Firmengruppe Renaissance Africa Energy zu verkaufen. Menschenrechts- und Umweltorganisation, darunter Amnesty International und Friends of the Earth, befürchten, dass Shell nach einem Verkauf nicht mehr belangt werden kann.

Seit mehr als 60 Jahren fördert Shell im Nigerdelta Erdöl und ist laut den Organisationen für hunderte Öl-Lecks verantwortlich. Dadurch sei bereits ein großer Schaden für die Gesundheit und die Lebensgrundlage vieler Menschen entstanden, dem sich die Firma nicht entziehen dürfe. Shell wurde zuletzt 2021 von einem Gericht in den Niederlanden, wo die Firma ihren Hauptsitz hat, zu Zahlungen in Millionenhöhe verurteilt.

Die Öl-Lecks entstanden den Organisationen zufolge wegen der schlechten Wartung der Infrastruktur. In der Folge sei das Trinkwasser verseucht, der Fischbestand in Gewässern getötet und Ackerland unbrauchbar geworden. Durch unzureichende Sicherung der Installationen bohren zudem Kriminelle die Pipelines an, wodurch ebenfalls Öl austritt.

Die Organisationen kritisierten in ihrem Brief an die Regierung, dass zur Abwicklung des Verkaufs bisher keine Umweltstudie vorliege, die den Sanierungsbedarf der Öl-Infrastruktur evaluiert. Nur so könne jedoch sichergestellt werden, dass ausreichend Mittel für eine mögliche Stilllegung bereitgestellt werden – eine Summe, die sich wahrscheinlich auf mehrere Milliarden US-Dollar belaufen wird.

Nigeria liegt in Westafrika und ist laut Auswärtigem Amt mit rund 220 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste sowie wirtschaftsstärkste Land Afrikas. Der Öl- und Gassektor ist demnach Haupteinnahmequelle für den Staatshaushalt.