Kriminalität im Saarland nähert sich wieder Vor-Pandemie-Zeit

Die Zahl der verzeichneten Straftaten im Saarland ist von rund 68.000 im Jahr 2022 auf etwa 72.000 im vergangenen Jahr gestiegen. „Der Trend des Anstiegs der Fallzahlen infolge des Wegfalls der Pandemie-Maßnahmen, der sich bereits 2022 abgezeichnet hat, setzt sich leider im Jahr 2023 fort“, sagte Innenminister Reinhold Jost (SPD) am Dienstag bei der Vorstellung der polizeilichen Kriminalstatistik in Saarbrücken. Die Rückkehr ins alltägliche Leben spiegele sich etwa in einem Zuwachs beim Diebstahl wider. Dennoch liege die Zahl unter dem Wert von 2019 mit damals rund 75.000 gezählten Delikten.

Die meisten Straftaten verzeichnete die saarländische Polizei im Regionalverband Saarbrücken (44,8 Prozent), gefolgt von den Kreisen Saarlouis (19 Prozent), Neunkirchen (12,2 Prozent), Saarpfalz (10,4 Prozent), Kreis Merzig-Wadern (7,4 Prozent) und St. Wendel (5 Prozent). Bei 1,1 Prozent der Fälle konnte kein Tatort bestimmt werden.

Insgesamt registrierte die Polizei laut Jost 30.546 Tatverdächtige, darunter 18.115 Deutsche und 12.431 ohne deutsche Staatsangehörigkeit. Zur letzteren Gruppe gehörten vor allem Menschen aus Syrien (4.001), Rumänien (1.022) und Frankreich (782). Allerdings umfasse diese Berechnung auch Straftaten, die nur Ausländer begehen könnten, wie etwa eine unerlaubte Einreise. Wenn dieser Bereich herausgerechnet werde, machten Syrer noch gut ein Fünftel (21,3 Prozent) der Tatverdächtigen aus.

Er nehme eine Diskussion wahr, die sich nur auf diesen Punkt beziehe, sagte Jost. Das sei aber falsch. Man müsse das Ganze im Blick haben, dürfe nichts beschönigen, aber auch keinen „Schaum vorm Mund“ haben. „Der Delinquent ist in der Regel jung und männlich“, sagte er. Das sei schon seit vielen Jahren so. In der Statistik für 2023 haben Männer einen Anteil von 73,6 Prozent unter allen Tatverdächtigen. „Mir ist es egal, ob jemand Yusuf oder Josef heißt – wer sich nicht an Recht und Gesetz hält, der muss auch sanktioniert werden, der muss einer gerechten Strafe zugeführt werden“, betonte der Innenminister. Es brauche Integrationsangebote unabhängig von Herkunft, Religion und sozialer Herkunft.

Bei der Jugendkriminalität registrierte die Polizei einen Zuwachs an Tatverdächtigen über alle Altersgruppen. Die Zahl der Kinder unter 14 Jahren stieg demnach um 109 auf 1.275, die der Jugendlichen zwischen 14 und unter 18 Jahren um 252 auf 2.686 und die der Heranwachsenden von 18 bis unter 21 Jahren um 192 auf 2.253.

Im Bereich der politisch motivierten Straftaten verzeichnet die Statistik einen Zuwachs von rund 30 Prozent auf 705 Delikte. Rechtsextrem motivierte politische Kriminalität mache mit 367 Fällen und einem Zuwachs von 24 Prozent den größten Anteil der Fallzahlen (52,1 Prozent) aus, erläuterte Jost. Zu den häufigsten Delikten zählen hier den Angaben zufolge Propaganda und Volksverhetzung. Die Zahl der antisemitischen Straftaten habe um 47 auf insgesamt 85 zugenommen, erklärte das Ministerium. Hierunter seien 35 dem „Phänomenbereich rechts“ zuzuordnen.

Mit Blick auf linksextrem motivierte politische Kriminalität registrierte die Statistik einen Zuwachs um neun auf insgesamt 20 Fälle. Diese bestehen laut Innenminister Jost hauptsächlich aus Sachbeschädigungen. Im Bereich der religiösen Ideologie gebe es wiederum einen Zuwachs um 13 Delikte auf insgesamt 18. Herbei geht es dem Innenminister zufolge vor allem um islamistische Gruppierungen wie etwa den „Islamischen Staat“ oder „Al-Kaida“.

Bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung stieg die Zahl laut Innenministerium um 281 auf 1.676 Delikte. Der Anstieg hänge vor allem mit der Verbreitung pornografischer Inhalte zusammen. Im Bereich der häuslichen Gewalt nahm die Zahl der gemeldeten Fälle um 40 auf 3.077 zu. Rund 85 Prozent dieser Straftaten würden gar nicht oder erst Jahre nach dem eigentlichen Vorfall angezeigt, hieß es.