Kreativ ohne Klingelbeutel

Seit Beginn der Pandemie kommt in der Kollekte deutlich weniger Geld zusammen – und das nicht nur, weil der Klingelbeutel nicht mehr wandert. Doch so manche Gemeinde weiß sich zu helfen.

Seltenes Bild: Viele Gemeinden verzichten auf den Klingelbeutel – aus naheliegenden Gründen
Seltenes Bild: Viele Gemeinden verzichten auf den Klingelbeutel – aus naheliegenden GründenJens Schulze / epd

Hamburg/Rendsburg. Es ist eine Aktion nach dem Motto „Das Beste daraus gemacht“. Weil in den vergangenen beiden Jahren zu Weihnachten Gottesdienste und vor allem auch Krippenspiele wegen der Pandemiebestimmungen nur schwer zu realisieren waren, entwickelte die Kirchengemeinde St. Markus im Hamburger Stadtteil Hoheluft eine Alternative: Wenn die Menschen nicht zum Krippenspiel kommen dürfen, muss das Krippenspiel eben zu den Menschen kommen.

Und so organisieren die Christen einen Rundgang durch ihr Viertel. Alle paar Hundert Meter müssen die Teilnehmer am Straßenrand stoppen, wo ihnen Jugendliche von ihrem eigenen Balkon einen Teil des Spiels vorführen. Das Finale findet vor der Kirche statt – wo auch eine große Spendenbüchse steht. Wie jedes Jahr zu Heiligabend wird für „Brot für die Welt“ gesammelt. Und Pastorin Anja Blös kann hinterher stolz verkünden: „Es ist genauso viel Geld zusammengekommen wie vor der Pandemie.“ Etwa 3000 Euro gaben die Besucher.

Minus bei 50 Prozent

Doch die Kollekte zu Weihnachten ist leider die Ausnahme geblieben. Seit Beginn der Pandemie hat die Gemeinde deutlich weniger über Spenden in den Gottesdiensten eingenommen. Auf etwa 50 Prozent beziffert Pastorin Blös den Rückgang. Überraschend ist das nicht: Fast drei Monate lang sind im ersten Lockdown 2020 keine Gottesdienste gefeiert worden, und seitdem sich Menschen wieder in Kirchen treffen dürfen, kommen vielerorts weniger Besucher als zuvor.

Das Krippenspiel wurde in Hamburg-Hoheluft auf mehreren Balkonen aufgeführt
Das Krippenspiel wurde in Hamburg-Hoheluft auf mehreren Balkonen aufgeführtPrivat

Für welche Zwecke gesammelt wird, das legt der Kollektenplan der Nordkirche fest. Am ersten Sonntag im Monat wird für die Landeskirche gesammelt, etwa für Projekte der Ökumene. Am zweiten Sonntag im Monat geht das Geld abwechselnd an den Sprengel und den Kirchenkreis. Für den dritten und vierten Sonntag legt der Kirchengemeinderat den Zweck fest. Auch die landeskirchliche Kollekte ist im Jahr 2020 zurückgegangen. Auf etwa 20 bis 40 Prozent beziffert Mathias Benckert von der Nordkirche den Verlust.

Sogar um etwa zwei Drittel sind die Spenden in der Hamburger Gemeinde Harburg-Mitte zurückgegangen. Das liegt nicht nur daran, dass die fusionierte Gemeinde inzwischen weniger Gottesdienste feiert, sondern auch daran, dass aus hygienischen Gründen kein Klingelbeutel mehr herumgeht – viele Gemeinden machen es so. Während früher am Ausgang für die Gemeinde gesammelt wurde, steht dort jetzt die Büchse für die Kollekte. Die Folge: Für die Gemeinde kommt deutlich weniger Geld herein.

Auf den Zweck kommt’s an

Man versuche, für die Zwecke der Gemeinde besonders zu werben, sagt Pastor Friedrich Degenhardt. Als Beispiel nennt er die Bezahlung von Honorarmusikern. Darauf sei im Gemeindebrief aufmerksam gemacht worden. Überhaupt hat der Theologe festgestellt, dass es besonders in der Pandemie darauf ankomme, für welchen Zweck gesammelt werde. Dreimal hätte die Gemeinde um eine Kollekte für „United4Rescue“ gebeten – und dreimal sei das Ergebnis sehr gut gewesen. Mehr als zehn Euro pro Person seien zusammengekommen.

Die Kirchengemeinde Rendsburg setzt auf persönliche Kontakte. Nachdem sich kräftige Einbußen eingestellt hatten, nahm Pastor Rainer Karstens Kontakt auf zu Personen, von denen er wusste, dass sie der Gemeinde wohlgesonnen sind. Die Stadt habe eine Größe, in der man über Kontakte noch einiges erreichen könne, sagt der Theologe. Für die Jugendarbeit seien etwa 2000 bis 3000 Euro zusammengekommen.