Krakauer Kardinal Stanislaw Dziwisz wird 85 Jahre alt

Fast 40 Jahre diente Stanislaw Dziwisz als Sekretär von Karol Wojtyla. Zuletzt verteidigte der Kardinal den einstigen Papst aus Polen kategorisch gegen Vorwürfe. Anschuldigungen gegen ihn selbst wies der Vatikan zurück.

Auch mehr als sieben Jahre nach seiner Verabschiedung in den Ruhestand ist der polnische Kardinal Stanislaw Dziwisz weiter ziemlich präsent in seinem Heimatbistum Krakau. In der Adalbertkirche am Marktplatz predigte er am Dienstagabend bei einer Messe zu Ehren des heiligen Adalbert 15 Minuten lang mit fester Stimme. Beim anschließenden Empfang wünschte ihm der Gemeindepfarrer bereits alles Gute zu seinem 85. Geburtstag. Den feiert der langjährige Sekretär von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) an diesem Samstag (27. April).

Zu Weihnachten hatten sich noch viele Polinnen und Polen Sorgen um ihn gemacht. Mehrere Tage verbrachte er damals wegen einer Atemwegsinfektion in einer Klinik. Die Kirche rief zu Gebeten für ihn auf. Seither ist Dziwisz wieder wohlauf und nimmt regelmäßig öffentliche Termine wahr. Im Februar besuchte er auch Papst Franziskus im Vatikan.

Als Dziwisz 27 Jahre alt war, machte ihn der Krakauer Erzbischof Karol Wotyla 1966 zu seinem Kaplan und Sekretär. Er blieb es mehr als 38 Jahre lang, auch während des gesamten Pontifikats Johannes Pauls II. Dabei verstand er sich auch als Türöffner für einfache Pilger aus Polen, Deutschland und anderen Ländern, die den Papst treffen wollten. Dziwisz ermöglichte ihnen manchmal unkompliziert die Teilnahme an Frühmessen mit dem Kirchenoberhaupt.

Auf Johannes Paul II. lässt Dziwisz nichts kommen. So verteidigte er als Kardinal den einstigen Papst mehrfach leidenschaftlich gegen Vorwürfe der Missbrauchsvertuschung. Man dürfe nicht schweigen oder gleichgültig zusehen, “wie der Prophet unserer Zeit bespuckt wird”, protestierte er etwa im März 2023 gegen eine polnische TV-Doku. Es schmerze ihn, dass die Erinnerung an alles, was Polen Johannes Paul II. zu verdanken habe, immer mehr mit Füßen getreten und sein Erbe zerstört werde. Er rief zu “Liebe und Dankbarkeit” für den Papst aus Polen auf, weil dieser den Glauben gestärkt und sein Leben restlos Gott und seinem Vaterland gewidmet habe.

Dziwisz wurde auch selbst beschuldigt, Missbrauchstäter geschützt zu haben. Der heutige Kulturminister Bartlomiej Sienkiewicz bezeichnete den Kardinal 2020 daher als “Betrüger und Menschen mit doppelten Gesicht”. Im Auftrag des Vatikans prüfte später der italienische Kardinal Angelo Bagnasco Fälle aus Dziwisz’ Amtszeit als Erzbischof von Krakau von 2005 bis 2016. Das Ergebnis: ein Freispruch erster Klasse. Dziwisz habe korrekt auf Hinweise zu sexuellem Kindesmissbrauch reagiert.

Johannes Paul II. hatte Dziwisz stets sein Vertrauen geschenkt. Direkt nach dem Abitur war das fünfte Kind einer Eisenbahnerfamilie 1957 unter kommunistischer Herrschaft ins Priesterseminar in Krakau eingetreten. 1963 weihte ihn Wojtyla zum Priester.

Über seine Kindheit sagte der Kardinal einmal: “Wir hatten eine sehr weise, fromme Mutter.” Sein Vater starb mit 40 Jahren, als Dziwisz erst acht war. Von seinem Eintritt ins Seminar habe er seiner Mutter erst erzählt, als er dort aufgenommen wurde: “Ich spürte diese Berufung sehr stark in mir, und so segnete mich meine Mutter.”

In den Jahren nach dem Tod seines Meisters entwickelte sich Dziwisz zu einer Art kirchlichem Nachlassverwalter Johannes Pauls II. Am Rande von Krakau ließ er rasch ein großes Sanktuarium für ihn errichten und kümmerte sich um seine Heiligsprechung.

Dziwisz kam jedoch nie in die Versuchung, seinem Mentor nacheifern zu wollen. In der Polnischen Bischofskonferenz übernahm er, trotz des traditionell großen Gewichts des Krakauer Erzbischofssitzes, eine zwar sichtbare, aber keine dominante Rolle. Fünf Monate nach dem Krakauer Weltjugendtag 2016 mit Papst Franziskus trat er mit 77 Jahren als Erzbischof in den Ruhestand.

Im Sommer 2007, nur gut ein Jahr nach seinem Amtsbeginn als Erzbischof von Krakau, forderte er ein Einschreiten der Kirche gegen das stark polarisierende Programm des katholischen nationalkonservativen “Radio Maryja”. Sogar die Absetzung des mächtigen Senderchefs Pater Tadeusz Rydzyk soll er ins Spiel gebracht haben. Ende 2015 versöhnte er sich allerdings öffentlich mit Rydyzk. Bei einer Jubiläumsfeier des Senders lobte er überschwänglich dessen Evangelisierungsarbeit.