Kontakt zu Pädosexuellen – Ökumenischer Verband legt Studie vor

Eine vor drei Jahren vorgestellte Studie über Missbrauch in linksliberalen Gruppierungen zieht Kreise: Nun legt auch der Verein „Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche“ eine Untersuchung vor. Er will aufarbeiten.

Der Verein „Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche“ (HuK) hatte Verflechtungen zu Menschen und Organisationen, die sich für eine Legalisierung von Pädosexualität einsetzten. Das teilte der Verein am Dienstag bei der Vorstellung einer entsprechenden Studie mit. Dort heißt es, der Verein habe in seiner Vergangenheit auch Kontakt zu „pädosexuell interessierten Einzelpersonen und Organisationen“ gehabt. Der Bekannteste war demnach der umstrittene Sexualpädagoge Helmut Kentler (1928-2008), der Mitglied der HuK war. Unklar sei, inwieweit pädosexuelle Praktiken, also der sexuelle Missbrauch von Kindern, intern propagiert worden sei.

Die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche ist ein eingetragener Verein von Frauen und Männern, der sich nach eigenen Angaben mit dem Thema Homosexualität, Religion und Kirchen in Deutschland auseinandersetzt. Die Gründer der Arbeitsgruppe fanden sich auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag 1977 in Berlin zusammen. Anfang der 1990er Jahre hatte er nach eigenen Angaben über 700 Mitglieder und unterhielt enge Beziehungen zu großen nationalen und internationalen Dachverbänden der schwul-lesbischen Bewegung. Erst 1997 gab der Verein laut Studie eine „eindeutige Unvereinbarkeitserklärung“ ab, dass es einvernehmlichen Sex zwischen Kindern und Erwachsenen geben kann.

Die Studie basiert nach eigenen Angaben im wesentlichen auf schriftlichen Dokumenten und rekonstruiert die internen Diskussionen der HuK im Hinblick auf die Bewertung der Pädosexualität. Sie könne nicht die Frage beantworten, inwieweit pädosexuelle Praktiken innerhalb der HuK oder ihres Umfelds selbst verbreitet gewesen oder angebahnt worden seien. Es gebe aber die Aussage einer betroffenen Person, die in diese Richtung weise.

Viele Mitglieder hätten sich über viele Jahre an der vermeintlichen Expertise Kentlers orientiert, der sich für die Legalisierung von Pädosexualität einsetzte. Im Auftrag des Landes Berlin vermittelte der Berliner Psychologe und Sexualwissenschaftler Kentler von Ende der 1960er Jahre bis zum Anfang der 2000er Jahre als „Experiment“ Pflegekinder an pädophile Männer.

Zudem hatte die HuK demnach Kontakt zur „Deutschen Studien- und Arbeitsgemeinschaft Pädophilie“ (DSAP). Der Mitgründer der DSAP, der verurteilte Sexualstraftäter Dieter F. Ullmann, sei formell eine Zeit lang Mitglied der HuK gewesen. Er habe berichtet, dass der Verein Spenden für seine Anwaltskosten gesammelt habe, die schließlich in das Vereinskapital der DSAP eingeflossen seien.

Der Verein betonte, dass die Aufarbeitung noch nicht abgeschlossen sei. Er räumte selbstkritisch ein, dass er lange gebraucht habe, um sich von pädosexuellen Interessen- und Unterstützergruppen in aller Deutlichkeit abzugrenzen.

Autor der nun veröffentlichten Studie ist der Münsteraner Historiker Klaus Große Kracht. Dieser hatte auch die 2022 vorgelegte Missbrauchsstudie für das Bistum Münster verantwortet, gemeinsam mit dem ebenfalls in Münster lehrenden Historiker Thomas Großbölting.

Die Studie „Sexueller Missbrauch und pädosexuelle Netzwerke“, in der es Hinweise auf Kontakte des Vereins zu Pädosexuellen gab, wurde vor drei Jahren vorgestellt. Sie war von der Aufarbeitungskommission in Auftrag gegeben worden.

Thomas Beckmann vom HuK-Vorstand äußerte sein Bedauern darüber, dass der Verein unkritisch Positionen übernommen habe, nach denen es einvernehmliche sexuellen Handlungen zwischen Erwachsenen und Kindern geben könne. Die Solidarität habe eher Pädosexuellen gegolten als den Opfern. Er rief Betroffene auf sich zu melden. Es gebe Angebote für vertrauliche Gespräche.