„Konnte die Enttäuschung nachvollziehen“: Gedenken an den Brandanschlag von Solingen

Am 29. Mai jährt sich der Anschlag von Solingen bei dem 1993 fünf Menschen ums Leben kamen. Der damalige Innenminister Rudolf Seiters reflektiert über das „bedrückendste Ereignis“ seiner Karriere.

Gedenken vor dem abgebrannten Haus der Familie Genc in Solingen (Mai 1993)
Gedenken vor dem abgebrannten Haus der Familie Genc in Solingen (Mai 1993)IMAGO / sepp spiegl

Der frühere Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) hat den Brandanschlag vor knapp 30 Jahren in Solingen als „das bedrückendste Ereignis“ in seiner Laufbahn als Politiker bezeichnet. Er sei nach dem Anschlag auf das Haus der Familie Genc am 29. Mai 1993 unmittelbar nach Solingen gefahren, sagte er der Neuen Osnabrücker Zeitung. „Ich wollte meine Bestürzung, meine tiefe Anteilnahme und die der Bundesregierung zum Ausdruck bringen.“

Bei dem rassistisch motivierten Brandanschlag durch vier junge Neonazis waren fünf Frauen und Mädchen der Familie Genc gestorben. Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) hatte danach nicht an der Trauerfeier für die fünf Toten teilgenommen, stattdessen war Vizekanzler Klaus Kinkel vor Ort. Seiters räumte nun ein: „Ich konnte aber im Nachhinein die Enttäuschung vieler Mitbürger nachvollziehen, die damals den Bundeskanzler erwartet hatten.“

Einweihung des Genç-Platz

Um den 29. Mai wird mit verschiedenen Gedenkaktionen in Solingen an die Opfer des rassistischen Anschlags erinnert. Dazu werden auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und weitere Vertreterinnen und Vertreter von Bund und Land erwartet – unter anderem NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU). Zudem soll am 28. Mai der Solinger Mercimek-Platz in Mevlüde Genç-Platz umbenannt werden. Genç war am 30. Oktober 2022 gestorben. Sie war bundesweit als Versöhnerin und Mahnerin für Toleranz und Verständigung zwischen den Menschen bekannt. Bei dem Brandanschlag wurden weitere Mitglieder der Familie schwer verletzt, die zum Teil noch heute an den Folgen leiden.