„Konfetti-Café“ in Hamburg-Eppendorf bringt Menschen mit und ohne Demenz zusammen

Musik verbindet Menschen – auch über die Grenzen einer Demenzerkrankung hinaus. Um die Krankheit aus der Tabuzone zu holen, müssen Orte geschaffen werden wie das „Konfetti-Café“.

Zu Klassikern von Elvis oder den Beatles wird das Tanzbein geschwungen
Zu Klassikern von Elvis oder den Beatles wird das Tanzbein geschwungenPatricia Paryz

Es ist ein stimmungsvoller Nachmittag mit Livemusik und Tanz in der Kunstklinik in Eppendorf. Jeden dritten Mittwoch im Monat findet hier das „Konfetti-Café“ statt – ein Begegnungsangebot für Menschen mit und ohne Demenz. „Ich habe oft erlebt, dass Menschen verschiedener Generationen sich ganz neu begegnen, dass die Elterngeneration ihre Kinder wieder in den Arm nehmen kann, weil sie emotional loslassen“, sagt Michael Hagedorn, Vorsitzender des Vereins Konfetti im Kopf.

Das Café ist eine von vielen Aktionen, die der Verein anbietet, um das Thema Demenz und den Umgang mit der Krankheit für die Gesellschaft sprachfähig zu machen. Denn oft ist es mit Vorurteilen und Ängsten verbunden: „Wie komme ich damit klar?“ „Was bedeutet das für mich, für das Umfeld?“ „Was denken die anderen?“ Das seien große Sorgen, bemerkt Hagedorn. „Und ein Grund für viele, um sich eine Weile zurückzuziehen.“ Mit den Angeboten leisten er und sein Team ein Stück Aufklärungsarbeit.

Musik weckt Erinnerungen

„Konfetti-Café“ bedeutet etwa eine Stunde Zusammensein bei Kaffee, selbst gebackenen Kuchen und Livemusik. Das Repertoire reicht von Oldies über Shantys bis zu modernen Popsongs. Bei Klassikern wie „Can’t Help Falling In Love“ von Elvis können viele mitsingen oder schwingen sogar das Tanzbein. Neben verträumten Blicken und feuchten Augen sind auch Gemurmel und fröhliches Gelächter zu hören. Zu „Hey Jude“ von den Beatles oder „To Be With You“ von der Rockband Mr. Big schunkeln die Gäste fröhlich.

 

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Musik verbindet auf eine ganz wunderschöne Weise Generationen. Das sehen und hören wir auch bei Musik, die noch gar nicht so alt ist, dass sie Menschen bewegt“, beobachtet Hagedorn. Musik erinnere auf eine emotionale Art und bringe Menschen an die Tiefe ihres Herzens. „Das musikalische Zentrum im Gehirn ist woanders gelagert als das rein kognitive Gedächtnis“, erklärt er das Phänomen. „Es ist spannend, dass zum Beispiel Menschen, die als Begleiterscheinung ihrer Demenz verlernt haben zu sprechen, teilweise noch die Lieder mitsingen.“ Und genau diese Art der Herzenstiefe mache das Leben bunt wie Konfetti.

Demenz hat viele Gesichter

Darauf spielt auch der Name des Vereins an: „Weil es bunt und lebensfroh ist und diesem düsteren Thema eine andere Note gibt.“ Die sei wichtig, um ins Gespräch zu kommen und Demenz aus der Tabuzone zu holen. „Damit Menschen sich nicht voll Angst zurückziehen“, sagt Hagedorn. Er wünscht sich, dass wir mehr mit dem Herzen hinschauen und offener beim Umgang mit diesem schweren Thema sind.

Das Thema Demenz könne uns sogar Geschenke machen, gerade weil es um tiefe emotionale Begegnungen gehe, glaubt Hagedorn. „Ich bin vorsichtig mit dieser Kategorisierung, denn jeder Mensch mit einer Demenz-Diagnose hat eine ganz eigene Geschichte.“ Er möchte dazu ermutigen, solche Begegnungen als Bereicherung für das eigene Leben zusehen. Gerade weil demenziell Erkrankte so tief in ihren Emotionen sind, könne das Menschen in ihrer Umgebung auf besondere Weise erden.