Konferenz: Linke Antisemiten wollen sich von Holocaust reinwaschen

Linker Antisemitismus ist für manche Deutsche nach Aussage der Direktorin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam, Susanne Schröter, attraktiv. Wenn die Gründung Israels nicht als Konsequenz aus dem Holocaust und einer bis in die Gegenwart andauernden Vernichtungsdrohung gegen Juden verstanden werde, sondern als unrechtmäßige Ansiedlung auf von Arabern bewohntem Land, ermögliche dies einen bequemen Seitenwechsel, sagte die Professorin anlässlich einer Konferenz des Forschungszentrums über Antisemitismus am Freitag in Frankfurt am Main. Deutsche könnten von einer Position als Nachkommen von Tätern zu einer Position der Anklage gegen einen vermeintlichen Kolonialstaat wechseln.

Bereits in den ersten Tagen nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober hätten Studierende auf der Straße lauthals „Befreit Palästina von deutscher Schuld“ gerufen, erläuterte Schröter. Die postkolonialen Vorstellungen, dass Israel einem unrechtmäßigen Kolonialstaat gleichzusetzen sei, bedeute eine „ultimative Reinwaschung“. Diese Delegitimierung Israels habe zu einem Bündnis linker und islamistischer Antisemiten geführt. Der Redner der „Generation Islam“, Ahmad Tamim, habe auf die linke Denunziation Israels ausdrücklich Bezug genommen. Sie passe auch nahtlos zu der Aussage des Leiters der türkischen Religionsbehörde Diyanet, Ali Erbas, dass Israel „der rostige Dolch im Körper der islamischen Geografie“ sei.

Auch der Antisemitismusbeauftragte des Landes Hessen, Uwe Becker (CDU), kritisierte das „Zusammenspiel von islamistischem und linkem Antisemitismus“. Israel als ein koloniales Projekt des Westens zu diffamieren sei antisemitisch, sagte er. Israel habe wie jedes andere Land das Recht, sich zu verteidigen. Es müsse ein Verbot von judenfeindlichen Symbolen geben, forderte Becker. Dazu gehörten etwa die Parolen „From the river zu the sea“ (Vom Fluss bis zum Meer), die die Auslöschung Israels meine, oder „Chaibar“ in Erinnerung an den Feldzug Mohammeds gegen einen jüdischen Stamm.

Der Überfall der Hamas aus Gaza sei eine Vernichtungsaktion gewesen, sagte der Leiter des Centrums für Antisemitismus- und Rassismusstudien in Aachen, Stephan Grigat. Der Hass rühre aus einem in islamischen Ländern weit verbreiteten und vor die Gründung des Staates Israel zurückreichenden Antisemitismus. „Es braucht eine Kulturrevolution in den arabischen Ländern.“ Das Verbreiten des „antisemitischen Gifts“ durch Iran und seine Verbündeten in der Region müsse beendet werden.

Antisemitismus in der islamischen Welt gehe auf die Entstehung des Islams zurück, erklärte der Freiburger islamische Theologe Abdel-Hakim Ourghi. Judenfeindliche Stellen im Koran, auf die sich gegenwärtig auch die Hamas beziehe, müssten kritisch interpretiert werden. Judenhetze durch islamische Theologen des Mittelalters habe es bis in die Gegenwart durch die Muslimbrüder und den im vergangenen Jahr verstorbenen Fernsehprediger aus Katar, Yusuf al-Qaradawi, gegeben. Das Feindbild der Juden und Israels werde durch Satellitenfernsehen, Internet und Hassprediger unter vielen Muslimen verbreitet.

Die Hamas sei aus der Muslimbruderschaft hervorgegangen, erklärte der Historiker Heiko Heinisch von der Dokumentationsstelle Politischer Islam in Österreich. Schon die Schriften des Muslimbruder-Gründers Hasan al Bann seien von Judenfeindschaft durchdrungen. Der von al Bann zum Statthalter in Palästina ernannte Mohammed Amin al Husseini, den die Briten zum Obermufti von Jerusalem machten, habe Mussolini und Hitler aufgesucht, um Hilfe im Kampf gegen die Juden anzubieten. Husseini sei von Hitler finanziell unterstützt worden und habe Muslime zum Mord an Juden aufgerufen. Entsprechend rufe die Hamas in ihrer Gründungscharta zur Vernichtung Israels auf. „Die Hamas muss zur Kapitulation gezwungen werden, um den Weg zum Frieden zu ebnen“, sagte der Historiker.