Drei Jahre Arbeit – doch viele Fragen bleiben offen: Die Aufarbeitung von Missbrauch in den Bistümern Hamburg, Hildesheim und Osnabrück kommt laut einer Kommission nur schleppend voran. Vor allem der Datenschutz bremst.
Die Unabhängige Aufarbeitungskommission Nord wirft den norddeutschen katholischen (Erz-)Bistümern Hamburg, Hildesheim und Osnabrück in ihrem neuen Zwischenbericht teils Defizite bei der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt vor. Zwar gebe es sichtbare Fortschritte, sagte Kommissionsmitglied Ingo Frommeyer am Montag bei der Vorstellung des Berichts in Hamburg. Ein zentrales Problem bleibe aber der Zugang zu Unterlagen und Daten.
Die Kommission wurde 2022 auf Grundlage einer Vereinbarung mit dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung eingerichtet. Ihr gehören Betroffenenvertreter sowie Fachleute aus Wissenschaft, Justiz, Verwaltung und Kirche an. Der jetzt vorgelegte Bericht markiert den Abschluss der ersten, dreijährigen Amtsperiode der Kommission.
Besonders das Erzbistum Hamburg verweigere bislang die Herausgabe von Fallzahlen, Beschuldigtenlisten und weiteren Unterlagen zur Aufarbeitung mit Hinweis auf den Datenschutz, so Frommeyer. Diese Argumentation halte man “nicht für tragfähig” und habe deshalb gegen die Auslegung des Datenschutzes durch das Erzbistum vor einem kirchlichen Gericht geklagt. Auch in den beiden anderen Diözesen seien die erbetenen Daten bislang nicht vollständig oder strukturiert übergeben worden, obwohl dort die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen worden seien.
Frommeyer sagte, das Problem sei “kein Vorwand”, aber Ausdruck einer “tausendprozentigen Vorsicht” der Rechtsabteilungen der Bistümer. Die Diözesen seien zwar grundsätzlich interessiert an Aufarbeitung, doch der Datenschutz werde zu groß gemacht.
Das Erzbistum Hamburg betonte in einer Reaktion, Aufarbeitung nicht verhindern zu wollen. Es gehe lediglich um das Recht Betroffener, selbst über eine Offenlegung ihrer Daten zu entscheiden, so Generalvikar Sascha-Philipp Geißler. Das Bistum Hildesheim arbeitet nach Auskunft eines Sprechers seit Monaten an einer Falldokumentation. Das Vorhaben sei allerdings sehr umfangreich.