“Kohlhiesls Töchter” als TV-Premiere ganz ohne Lilo Pulver

In Zusammenarbeit mit filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission gibt die KNA Tipps zu besonderen TV-Filmen:

Beim Titel “Kohlhiesls Töchter” denken viele automatisch an Liselotte Pulver, die die Doppel-Hauptrolle zweier gegensätzlicher Schwestern in den 1960ern verkörperte. Lange vor ihr glänzte aber eine andere Schauspielerin in einer Verfilmung des bekannten Bauernschwanks: Henny Porten, Jahrgang 1890 und einer der weiblichen Superstars des deutschen Stummfilmkinos, verkörperte die Töchter des Gastwirts Kohlhiesl bereits 1920 in einer Adaption, die niemand geringerer als Ernst Lubitsch inszenierte.

Porten, die damals mit ihrer eigenen Produktionsgesellschaft auch hinter der Kamera Einfluss ausübte, hatte zuvor schon unter Lubitschs Regie in einem Historien-Melodram die unglückselige Anne Boleyn verkörpert; in “Kohlhiesls Töchter” konnte sie sich dagegen komödiantisch austoben.

Der Stoff kreist um die zwei Töchter eines Wirts – die eine brav und hübsch, die andere bärbeißig und burschikos – und Irrungen und Wirrungen um ihre Verheiratung. Da der Vater die jüngere Hübsche erst heiraten lassen will, wenn auch die ältere Grobe unter der Haube ist, heiratet ein Verehrer der Jüngeren kurzerhand die Ältere, mit dem Hintergedanken, so garstig zu ihr zu sein, dass sie die Scheidung fordert und der Weg für ihn frei wird für die Heirat mit seiner wahren Liebe.

Doch dann kommt alles anders, weil die Grobe zarte Gefühle entwickelt und sich für ihren Angetrauten fraulich wandelt. Eine Story also, deren Plot a la “Der widerspenstigen Zähmung” eigentlich ziemlich reaktionär ist. Wäre da nicht das subversive Element, dass in komödiantischer Hinsicht tatsächlich die vermeintlich Unattraktive, die aus den gängigen Rollenbildern fällt, natürlich die eigentliche Attraktion ist, während die Hübsche eher fade wirkt.

Lubitsch inszenierte das Ganze, ähnlich wie früher seine Stummfilme mit Ossi Oswalda, weniger mit dem eleganten “Lubitsch-Touch” seiner späteren Hollywoodarbeiten, sondern mit viel Lust am fröhlichen Klamauk.

Gezeigt wird eine 4K-Restaurierung der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, die auf Nitrokopien aus dem Bundesarchiv und vom Dänischen Filminstitut beruht. Dazu erklingt eine neue Filmmusik von Diego Ramos Rodriguez, die Motive der historischen Kino-Musik verarbeitet, ein Potpourri von Giuseppe Becce aus damaligen Hits der Volksmusik und Operette. Muster von Walzer, Ländler und Polkas scheinen auf und werden persifliert