Kölner “Kippa-Köpp” erinnern an jüdische Karnevalisten
Die Machtergreifung Hitlers war eine Zäsur für das jüdische Leben in Deutschland. Das gilt auch für den Kölner Karneval. In einer Revue wird nun an die jüdischen Künstler der Vergangenheit erinnert.
Der jüdische Karnevalsverein “Kölsche Kippa Köpp” erinnert mit einer Revue an jüdische Karnevalisten, die bis zur Machtübernahme Hitlers die Bühnen der närrischen Zeit prägten. Auf der Volksbühne am Rudolfplatz soll die Geschichte jüdischer Künstler der letzten 150 bis 80 Jahre erzählt werden, sagte Vereinsmitglied Volker Scholz-Goldenberg im Interview mit dem kirchlichen Kölner Internetportal domradio.de (Dienstag). Die Veranstaltung mit dem Titel “Eine jüdische Zeitreise durch den kölschen Fastelovend” findet am Dienstagabend statt.
Auf der Revue wird laut Scholz-Goldenberg eine bunte Mischung an Karnevalisten vorgestellt – von Büttenrednern über Komponisten bis zu Sängern. Die Recherche zu den Künstlern habe oft in Zeitungsarchiven, öffentlichen Archiven und Standesämtern stattgefunden. Ein berühmter Name unter ihnen sei etwa Gerti Ransohoff, die schon mit 18 Jahren im männlich dominierten Karneval auf der Bühne gestanden habe. Ebenfalls bekannt sei als Schreiber von Revuen und Reden Hans David Tobar, ein Freund des Kölner Karnevalsidols Willi Ostermann.
Die Geschichte dieser Menschen wurde Scholz-Goldenberg zufolge von der Geburt bis zu ihrem Tod untersucht. Bei vielen stoße man am Ende auf die Nazizeit. Als heutiger jüdischer Karnevalist denke man oft an die Personen, die vor 1933 als Künstler gefeiert worden seien. “Und wenige Jahre später bringt man sie um und niemand nimmt mehr Kenntnis von ihnen.” Er habe sich gefragt, wie die damaligen “Fans” mit dem Verschwinden der Künstler umgegangen seien, so Scholz-Goldenberg.
Die “Kölschen Kippa Köpp” sehen sich in der Nachfolge des “Kleinen Kölner Klubs”. Der Verein wurde 2017 gegründet. Im März 2019 folgte die erste öffentliche Veranstaltung unter dem Motto “Falafel & Kölsch” in der Kölner Synagogen-Gemeinde. Seitdem gab es immer wieder Veranstaltungen, aber auch Verlegungen von Stolpersteinen in Erinnerung an jüdische Karnevalsgrößen.