Klimaschützer: Wendepunkt bei CO-2-Emissionen fast erreicht
Lust auf gute Nachrichten? Laut dem neuen Klimaschutz-Index sind erneuerbare Energien und Elektrifizierung vielerorts auf der Überholspur. Allerdings: Das Tempo der Energiewende bleibt zu langsam.
Erneuerbare Energien und Elektrifizierung sind in fast allen emissionsstarken Staaten weltweit stark auf dem Vormarsch. Allerdings seien immer noch viel zu wenig Länder auf einem Pfad der konsequenten Abkehr von fossilen Energien, insbesondere vom Gas, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Klimaschutz-Index 2025 von Germanwatch und dem NewClimate Institute.
“Der Wendepunkt bei den Emissionen scheint fast erreicht – nun kommt es auf Tempo beim Sinkflug an”, heißt es gedämpft optimistisch bei den Autoren. Deutschland hat sich in der jährlichen Rangliste um zwei Plätze auf Rang 16 leicht verschlechtert und ist nur noch “mittelmäßig”. Dänemark, die Niederlande und Großbritannien sind Vorreiter – wobei die ersten drei Plätze nicht besetzt sind, weil kein Land genug zum Erreichen der Klimaziele von Paris tut.
Die vier Letztplatzierten – Iran, Saudi Arabien, Vereinigte Arabische Emirate und Russland – gehören zu den größten Öl- und Gasproduzenten der Welt. Der Anteil Erneuerbarer in ihrem jeweiligen Energiemix liegt unter drei Prozent.
Der seit 2005 jährlich veröffentlichte Klimaschutz-Index ist eine Rangliste von 63 Ländern plus EU, die zusammen für mehr als 90 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. In Deutschland gebe es zwar klare Fortschritte im Ausbau der Erneuerbaren Energien, aber das zeige sich fast ausschließlich im Strommix: “In den Problembereichen Verkehr und Gebäude kommt die Elektrifizierung aber bisher zu wenig an.” Hinzu kommen ein aus Sicht der Autoren verwässertes Klimaschutzgesetz und drohende Haushaltskürzungen.
Auf der anderen Seite gibt es nach Einschätzung der Autoren aber auch deutliche Fortschritte, zum Beispiel beim Bürokratieabbau beim Ausbau der Erneuerbaren. Es tut sich auch etwas bei den Emissionen: Zwar bedeuteten noch immer vergleichsweise hohe Pro-Kopf-Emissionen eine schlechte Platzierung (Rang 41) in der Kategorie Emissionslevel. Dem entgegen stehe aber ein recht guter Trend bei der Emissionsentwicklung: Dort reicht es für die Top Ten.
Die EU als Ganzes kann ihre Vorjahresplatzierung ungefähr halten, ist nun 17., aber damit nur noch unter den als “mittelmäßig” bewerteten Staaten. Der 2019 von der EU-Kommission vorgeschlagene Green Deal enthalte große Fortschritte in der Klimapolitik, die bisher ergriffenen Maßnahmen reichten aber noch nicht dafür aus, dass die EU ihren fairen Anteil an der Emissionsreduktion leiste.
Positiv fällt nach den Worten der Autoren auf, dass kein einziges EU-Land als “sehr schlecht” bewertet wird – Polen konnte sich nach dem Regierungswechsel von Rang 55 auf 47 hocharbeiten. Während aber noch immer elf EU-Staaten als “schlecht” bewertet werden, schaffen es nur sechs in die Kategorie “gut”. Bulgarien ist mit Rang 50 der am schlechtesten bewertete EU-Staat.
Die beiden größten CO2-Emittenten weltweit, China und die USA, finden sich in der Kategorie “sehr schlecht” wieder – die USA unverändert auf 57, China auf Rang 55: “Während Bidens Inflation Reduction Act und andere Maßnahmen in den USA positive Impulse für Erneuerbare setzen konnten, sind die Emissionen pro Kopf mit 15,8 Tonnen CO2e pro Jahr noch immer sehr hoch.” In China registriert der Bericht einen beispiellosen Boom bei den Erneuerbaren Energien; der Höhepunkt der Emissionen scheine nahezu erreicht zu sein. “Das wäre ein echter Meilenstein und ein wichtiger Treiber weltweit.”