Der Klimaforscher Mojib Latif hat wenig Erwartungen an die Weltklimakonferenz COP30. “Es wird in Brasilien eine schöne Abschlusserklärung voller hehrer Absichten geben”, sagte er der Mediengruppe Bayern. Konkrete Inhalte würden jedoch wie so häufig schwach ausfallen. Denn eine “Abschlusserklärung erfordert eine Einstimmigkeit von fast 200 Ländern, und das heißt, wenn man sich überhaupt einigt, dann bestenfalls auf den kleinsten gemeinsamen Nenner”.
Kritik übte Latif an der Politik. Politikerinnen und Politiker hätten erst jetzt so richtig erkannt, “welche Herausforderung das Ziel darstellt, die globale Erwärmung zu begrenzen”. Das lange Festhalten vieler am 1,5-Grad-Ziel einer maximalen Erderwärmung bezeichnete der Wissenschaftler als geradezu lächerlich – “denn da sind wir schon ungefähr”.
Mojib Latif: Realitätsverlust bei Klimazielen
Doch auch das Zwei-Grad-Ziel werde man reißen. Es sei kaum noch strittig, die Pariser Klimaziele krachend zu verfehlen. “Dieses Ziel weiterhin wie eine Monstranz vor sich herzutragen, stellt eine Form der Realitätsverweigerung dar”, so der Meteorologe.

Dass Klimaschutz erst einmal hinten angestellt wurde, hat laut Latif mit einer Zeit der multiplen Krisen zu tun: “Erst die Finanzkrise, dann Corona, dann der Krieg Russlands gegen die Ukraine, der Nahost-Krieg und die schwache wirtschaftliche Entwicklung.” Diese Entwicklung sei verhängnisvoll. “Denn auch in der Wirtschaft weiß man, dass ein ungebremster Klimawandel enorme und teure Auswirkungen haben wird. Das ist auch den Spitzenmanagern in den Unternehmen klar, zumindest was die lange Frist betrifft.” Dennoch schaffe man es nicht, die notwendigen Konsequenzen aus Forschungsergebnissen zu ziehen.
