Der Ausbau der Kindertagesbetreuung in Deutschland läuft nach Ansicht der Bremer Frühpädagogin Ilse Wehrmann viel zu langsam und ist unterfinanziert. „Wir bürokratisieren uns zu Tode, die Baugenehmigungen dauern zu lange“, sagte Wehrmann am Donnerstag auf Deutschlandfunk Kultur. Angesichts der fehlenden Plätze seien die Erziehenden in den Einrichtungen „verzweifelter denn je“, warnte die 73-jährige Expertin, die als Beraterin in der Politik und für Unternehmen tätig ist. „Wir müssen über einen Bildungssoli reden oder über ein Sondervermögen Bildung.“
Bundesweit fehlen nach Berechnungen der Bertelsmann-Stiftung fast 430.000 Kita-Plätze, um den Betreuungsbedarf der Eltern zu erfüllen. Trotzdem dauere es Jahre bis eine Kita gebaut sei – „und die Kosten laufen uns weg“, sagte Wehrmann.
Um dem bundesweiten Personalmangel in den Kindertageseinrichtungen zu begegnen, forderte Wehrmann im Gespräch mit dem Sender unter anderem mehr multiprofessionelle Teams. Außerdem müssten ausländische Abschlüsse schneller anerkannt und die Ausbildung ausgebaut und vergütet werden. Grundsätzlich vermisse sie in der Politik und in der Verwaltung Leidenschaft für Kinder und für die Erziehenden. Dabei gelte: „Erziehende und Lehrkräfte sind die Zukunftsgestalter eines Landes.“