Kirchliches Umweltmanagement: Seit zwei Jahrzehnten kräht der Gockel

Beim Umweltschutz sollten Kirchen „mahnen – moderieren – Motor sein“, sagte der evangelische Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl zum 20-jährigen Bestehen des ökumenischen Netzwerks „Kirchliches Umweltmanagement“. Dieses sei in Stuttgart gegründet worden, in ihm wirkten bundesweit 75 Landeskirchen, Bistümer, eine Freikirche, kirchliche Einrichtungen und Organisationen mit, teilte die Evangelische Landeskirche in Württemberg am Dienstag in Stuttgart mit. Bei zunehmender Polarisierung der Gesellschaft, so Gohl weiter, könnten und müssten kirchliche Organisationen die kontroverse Debatte moderieren. Das Netzwerk verdeutliche in Wort und Tat, warum sich Christen für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung einsetzen. Die Mitglieder gingen mit gutem Beispiel voran, lobte Gohl, und unterstützten die Gemeinden und Einrichtungen.

Das Logo des Kirchlichen Umweltmanagements, der „Grüne Gockel“ oder „Grüne Hahn“, steht für die Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, „für den Weckruf, aufzustehen und das Notwendige zu tun“. Wirksame Transformation komme nicht erst in Gang, wenn man die Mehrheit überzeugt habe, sagte der Sozialethiker Markus Vogt (München) bei einem Festakt im Stuttgarter Hospitalhof. Es genüge eine „kritische Masse“ zutiefst Überzeugter, „die an den richtigen Stellschrauben drehen und Entscheidungsträger erreichen“. Kirchliches Umweltmanagement habe das Potenzial, solch einen Kulturwandel zu befördern.

Im Netzwerk gibt es ganz unterschiedliche Projekte, die sich beim Festakt präsentierten. In Eningen unter Achalm (bei Reutlingen) hat die evangelische Kirchengemeinde die Initiative zur Gründung des Vereins „Klima- und Umweltforum Eningen“ ergriffen, in dem die lokalen Akteure ihre Kräfte und Aktivitäten bündeln. Reinhard Benhöfer, der Umweltbeauftragte der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover, zeigte auf, wie kirchliche Friedhöfe mitten in der Stadt zu einem Paradies der Artenvielfalt werden können. Thomas Schwieren, Leiter des Bischöflichen Bauamtes in Rottenburg, stellte die bislang einzige „Grüne Bauordnung“ einer deutschen Diözese vor.

Der „Grüne Gockel“ wurde im Jahr 2000 als Umweltmanagementsystem für Kirchengemeinden und Einrichtungen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg eingeführt. Mittlerweile gibt es ihn in ganz Deutschland, im Norden und Osten als „Grünen Hahn“, und in der Schweiz als „Grünen Güggel“. Rund 1.000 Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtungen in Deutschland arbeiten mit diesem System. (2297/26.09.2023)