Kirchenpräsidentin: Chancen sozialer Medien nicht überschätzen

Ein verstärktes digitales Engagement sei nicht „die Rettung“ für die Kirche: Die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst wirbt für eine vorsichtige Nutzung von Instagram und Co.

Instagram bietet Kirchen neue Chancen. Oder?
Instagram bietet Kirchen neue Chancen. Oder?Imago / Photothek

Die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst befürwortet die vorsichtige Nutzung von sozialen Medien durch die evangelische Kirche. Die Kirche als „eine Kommunikationsorganisation, die zu den Menschen hingeht, muss wissen, wo sie sind“, sagte Wüst bei einer Diskussion zum Thema „Emotionen in der kirchlichen Kommunikation“ in Landau. Die Kirche müsse allerdings vor einer Nutzung digitale Plattformen genau prüfen: „Wir müssen es gut und verantwortlich machen“, sagte sie.

Bei dem Versuch, mit Menschen in Kontakt zu treten, dürfe die Kirche allerdings die Chancen sozialer Medien nicht überschätzen, warnte die Kirchenpräsidentin bei den 8. Südwestdeutschen Medientagen in Landau. Kirchenvertreter „lügen sich in die Tasche“, wenn sie glaubten, ein verstärktes digitales Engagement sei „die Rettung“ für ihre Probleme. Der Protestantismus spreche die Emotionen der Menschen auch „ganz analog“ an, etwa durch Gottesdienste, Gebete oder Taufen.

Nicht „Haare aus der Suppe suchen“, um die Kirche vorzuführen

Die Kirche sollte nicht versuchen, „permanent Gefühlsgeschichten“ zu erzählen, sondern mit den Menschen sachlich kommunizieren. „Es geht mir nicht in erster Linie darum, Schlagzeilen zu machen. Das wäre zu billig“, sagte die Kirchenpräsidentin. Wenn Christinnen und Christen aber authentisch über ihren Glauben sprächen, könnten auch Kirchendistanzierte oder Kirchenmitglieder, die auf dem Absprung sind, erreicht werden.

Mediale Kritik an Fehlern oder Missständen in der Kirche sei legitim: „Ich stehe zu jeder negativen Schlagzeile, wenn wir als Kirche Mist bauen“, sagte Wüst. Aber Kritiker sollten nicht „Haare aus der Suppe suchen“, um die Kirche vorzuführen.

Bei den Südwestdeutschen Medientagen im Landauer protestantischen Bildungszentrum Butenschoen-Haus diskutierten Journalisten, Politiker, Wissenschaftler sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Kirche und Gesellschaft zwei Tage lang darüber, ob die „Macht der Gefühle“ der Demokratie schadet oder ob sie auch eine Ressource ist. Veranstalter war die Evangelische Akademie der Pfalz mit mehreren Kooperationspartnern.