Kirchenpräsidentin Wüst bedauert Kurschus-Rücktritt
Pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst hat sich betroffen über den Rücktritt von Annette Kurschus, der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), gezeigt. „Ich schätze Annette Kurschus als eine kluge Theologin, brillante Rednerin und als einen empathischen Menschen. Insofern bedaure ich es sehr, sie als Ratsvorsitzende zu verlieren“, sagte Wüst, die auch Sprecherin des Beteiligungsforums Sexualisierte Gewalt der EKD ist, am Montag in Speyer.
Sie habe aber „Respekt vor diesem Schritt, der auch weitere Belastungen von der Arbeit des ‚Beteiligungsforums sexualisierte Gewalt‘ der EKD nimmt“, sagte die Kirchenpräsidentin weiter. An der konsequenten Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und ihrer Diakonie führe kein Weg vorbei. „Das sind wir den betroffenen Personen schuldig“, sagte Wüst.
Die Pfälzer Kirche sehe sich in der Pflicht, Missbrauch zu verhindern, Betroffene zu schützen und Taten zur Anklage zu bringen. Dabei gehe es um Glaubwürdigkeit und Vertrauen, sagte Wüst. Oberkirchenrätin Bettina Wilhelm, die Missbrauchsbeauftragte der Landeskirche, forderte weiterhin „eine Kultur des Hinsehens“, bei der sich alle Menschen ihrer Verantwortung bewusst werden müssten.
Als Grund für ihren Rücktritt nannte Kurschus, die auch ihr Amt als Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen niederlegte, staatsanwaltschaftliche Ermittlungen wegen mutmaßlichen Missbrauchs gegen einen ehemaligen Kirchenmitarbeiter. Die 60-jährige Theologin kannte diesen aus früheren Tätigkeiten. Der Beschuldigte soll über Jahre hinweg junge Männer sexuell bedrängt haben. Die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs übernimmt kommissarisch den EKD-Ratsvorsitz.