Kirchenpräsidentin: Völkische Ideologie nicht christlich

Eine völkische Ideologie ist für die evangelisch-reformierte Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden nicht mit dem Christentum vereinbar. Sie ruft dazu auf, Verantwortung für die Demokratie zu übernehmen und warnt vor der AfD.

Die Präsidenten der Evangelisch-reformierten Kirche warnt vor zunehmenden rechtsextremistischen Tendenzen. Eine völkische Ideologie, die Minderheiten diskriminiert und die demokratische und rechtsstaatliche Institutionen verächtlich mache, sei mit dem christlichen Selbstverständnis nicht vereinbar, schreibt Susanne Bei der Wieden in einem am Dienstag in Leer veröffentlichten Brief an alle Kirchengemeinden. „Wir alle sind von der gesellschaftlichen Entwicklung gefordert, eine entschiedene Haltung zu zeigen, bevor es zu spät ist“, heißt es in dem Schreiben zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar. Äußerungen in der Gemeinde, die solche Positionen vertreten, sei entschieden zu widersprechen.

Durch die Aufdeckung des Treffens der AfD mit Mitgliedern völkisch-nationaler und rechtsradikaler Organisationen ist laut Bei der Wieden deutlich geworden, wie tief die Partei sich mit staatsfeindlichen Gruppierungen vernetze und mit rechten Umsturztendenzen beschäftige. „Damit wird auch klar ersichtlich, wie gefährlich ein verharmlosender Umgang mit der AfD als angeblicher ‚Protestpartei‘ ist.“

Laut Recherchen des Netzwerks Correctiv fand im November in Potsdam ein Treffen von Rechtsextremen statt, an dem auch hochrangige AfD-Mitglieder teilnahmen. Dabei sei es unter dem Schlagwort „Remigration“ (lateinisch für Rückwanderung) um eine Strategie für eine massenhafte Umsiedlung von Migranten gegangen. Nach Bekanntwerden der Recherchen demonstrierten in den vergangenen Tagen Hunderttausende Menschen in mehreren Dutzend deutschen Städte gegen Rechtsextremismus.

Der wachsende Rechtsextremismus ist nach Ansicht von Bei der Wieden mancherorts auch eine Gefahr für die Kirche. „Sie macht sich daran fest, dass kirchlich engagierte Menschen, die rechten Strömungen in ihrem Umfeld entgegentreten, eingeschüchtert werden – nicht selten durch Hetzkampagnen in den sozialen Netzwerken.“ Bei der Wieden schreibt: „Gott sei Dank stehen inzwischen immer mehr Menschen auf und zeigen mit ihren Demonstrationen in zahlreichen Städten, dass sie gewillt sind, dem wachsenden Rechtsextremismus die Stirn zu bieten.“

Die Evangelisch-reformierte Kirche ist eine der 20 Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Zu ihr gehören bundesweit 143 Gemeinden mit knapp 160.000 Mitgliedern, die meisten davon im östlichen Niedersachsen und in Bayern.