Kirchenpräsident: Kirche ist bei Missbrauch schuldig geworden

„Wir sind schuldig geworden“: Nach den Berichten über sexualisierte Gewalt in der Kirche hat der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung zu Veränderungen aufgerufen.

Kirchenpräsident der EKHN, Volker Jung
Kirchenpräsident der EKHN, Volker JungImago / epd

Nach den Berichten über sexualisierte Gewalt in der Kirche hat der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung zu Veränderungen aufgerufen. „Es ist beschämend zu sehen, dass wir schuldig geworden sind“, sagte er in seinem Bericht vor der Kirchensynode in Frankfurt am Main. „Eine Kirche darf nicht hinnehmen, wenn verantwortungslose Personen die Kirche mit ihren Orten und Ämtern nutzen, um Taten zu begehen, die Menschen an Leib und Seele verletzen“, sagte Jung. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) habe Gegenmaßnahmen ergriffen und werde Schutzkonzepte verbessern.

Angesichts des Treffens von AfD-Vertretern und Rechtsextremisten in Potsdam im vergangenen Herbst setze sich die Kirche „klar für unsere Demokratie und gegen jede Form von Diskriminierung“ ein, sagte der Kirchenpräsident unter starkem Beifall der knapp 100 Synodalen. Jung bezeichnete die AfD als „rechtsextrem“. Die Frage eines Parteiverbots müsse perspektivisch neu gestellt werden. Ein grundsätzlicher Beschluss zum Ausschluss von AfD-Mitgliedern aus kirchlichen Ämtern sei zurzeit jedoch nicht sinnvoll. Sehr wohl müsse aber jeder Einzelfall geprüft werden. „Völlig klar ist allerdings, dass die Unvereinbarkeit festgestellt werden muss, wenn Menschen mit rechtsextremen Parolen offen rassistisch und antisemitisch agieren“, sagte Jung.

Jung: Rüstungsexportkontrolle aufrechterhalten

Hinsichtlich des Angriffs Russlands auf die Ukraine sei für die evangelische Kirche der Leitgedanke des gerechten Friedens unumstritten, sagte der Kirchenpräsident. Zivile Konfliktlösung müsse immer den Vorrang vor Waffen haben, die Rüstungsexportkontrolle müsse aufrechterhalten bleiben. Es gehe darum, „die Ukraine in ihrem Selbstverteidigungsrecht zu stärken und sich zugleich diplomatisch darum zu mühen, dass Russland den Angriffskrieg beendet“. Waffenlieferungen seien immer wieder neu hinsichtlich möglicher Folgen ethisch zu bewerten, sagte Jung. Dass die Russisch-Orthodoxe Kirche ihre Kriegsrhetorik verstärkt und von einem „heiligen Krieg“ gesprochen habe, sei „eine Blasphemie“ (Gotteslästerung).

 

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Der Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres sei für alle Juden auf der Welt eine „traumatische Erfahrung“ gewesen, sagte der Kirchenpräsident. Pro-palästinensische Demonstrationen in Deutschland hätten Juden in Schrecken versetzt. Antisemitismus sei wie jede Form von Diskriminierung ein Angriff auf die Menschenwürde. „Antisemitismus ist deshalb aus Sicht des Glaubens Sünde“, sagte Jung. Dazu gehöre politisch „ein uneingeschränktes Ja zum Existenzrecht Israels“. Auch das Leid der palästinensischen Bevölkerung bewege die Kirche sehr. Die doppelte Solidarität der Kirche drücke sich aus in der Projektförderung in Gaza und in Israel zur Traumatherapie. Auch unterstütze die Kirche die „Rabbiner für Menschenrechte“, die Lebensmittel im Westjordanland verteilten.