Kirchenparlament steckt Reformkurs ab

Die Gemeinden sollen künftig in fünf Kooperationsräumen zusammenarbeiten. Den Krieg in der Ukraine hat die Synode verurteilt – und Korrekturen der Friedensethik gefordert.

Landesbischof Karl-Hinrich Manzke
Landesbischof Karl-Hinrich ManzkeNorbert Neetz / epd

Bückeburg. Die schaumburg-lippische Landeskirche hat ein Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine gesetzt und ihren Reformkurs für die nächsten Jahre abgesteckt. Bei der Sommertagung der Synode in Bückeburg protestierte das Parlament in einem „Wort der Synode“ gegen den Krieg und forderte ein Ende der Kampfhandlungen. „Wir sind schockiert über diesen barbarischen Krieg, den Russland gegen sein Nachbarvolk führt“, heißt es in der Erklärung, die einstimmig verabschiedet worden ist. Die Landeskirche stehe an der Seite der ukrainischen Bevölkerung und der Menschen in Russland, die sich für Frieden einsetzten.

Zuvor hatte Landesbischof Karl-Hinrich Manzke angesichts des russischen Angriffskrieges für eine Neuformulierung der evangelischen Friedensethik plädiert. Das Leitbild des „gerechten Friedens“ mit dem Vorrang der Gewaltlosigkeit sei zwar nicht obsolet. Aber es werde „unterlaufen durch den Einfall des Bösen und die schändliche Übergriffigkeit, die wir vonseiten Russlands in diesen Monaten erleben“, sagte Manzke. Der einseitige Bruch des Völkerrechts mache „skeptisch gegenüber einer zu engen Bindung der Friedensethik an das Völkerrecht und das Vertrauen in die Funktionsfähigkeit der internationalen Organisationen und Absprachen“. Die Ethik müsse auch bedenken, was es bedeute, „der Realität des Bösen zu widerstehen“.

Personalplan festgelegt

Die Synode hat zudem ein zentrales Gesetz beschlossen zur Weiterentwicklung der Landeskirche bis zum Jahr 2030. Danach sollen die Kirchengemeinden künftig in fünf Kooperationsräumen eng zusammenarbeiten. Dafür sei ein Personalplan festgelegt worden, erläuterte der Präsident des Landeskirchenamtes, Christian Frehrking. Als Ziele kirchlichen Handelns wurden unter anderem ein diakonisches Profil sowie die Vernetzung mit Wirtschaft, Landwirtschaft, Handwerk, Schulen und Verbänden definiert.

Schulmodell gebilligt

Besonders gestärkt werden soll die Arbeit mit Kindern – dafür ist in jedem Kooperationsraum eine Diakonenstelle vorgesehen. Angesichts einer steigenden Zahl von Kirchenaustritten auch in Schaumburg-Lippe plädierte Frehrking dafür, Menschen auch nach einem Austritt im Blick zu behalten und bei den Familien gezielt für die Taufe zu werben. Zu der Landeskirche an der Grenze von Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen gehören 22 Gemeinden mit zusammen rund 46.000 Mitgliedern.

Im Verlauf ihrer Tagung bewilligten die Synodalen ein kirchliches Darlehen von 700.000 Euro für die Gründung eines Hospizzentrums in Stadthagen. Außerdem stellten sie sich in einem einstimmigen Beschluss hinter das geplante Modell eines gemeinsamen christlichen Religionsunterrichts für evangelische und katholische Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen. (epd)