Kirchengemeinde fordert in Missbrauchsaufarbeitung mehr Mitsprache

Die evangelische Kirchengemeinde Georgsmarienhütte hat nach einem Gespräch mit Landesbischof Ralf Meister mehr Mitsprache bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen gefordert. „Wir wollen mehr gesehen, gehört und wertgeschätzt werden und darüber hinaus eine institutionell verankerte Mitsprachemöglichkeit haben“, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Stellungnahme des 15-köpfigen Kirchenvorstandes. Eine Kommunikation auf Augenhöhe sei eine elementare Voraussetzung, um den von Missbrauch betroffenen Personen empathisch begegnen zu können.

Meister war den Angaben zufolge am Mittwoch gemeinsam mit dem Vizepräsidenten des Landeskirchenamtes, Ralph Charbonnier, nach Georgsmarienhütte gereist, um sich der Kritik des Kirchenvorstandes zu stellen. Dieser hatte der Landeskirche in einem Brief vorgeworfen, sie habe die Gemeinde bei der Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt in den 1970er Jahren nicht unterstützt. Der Umgang auch des Landesbischofs mit der Betroffenen, die unter dem Pseudonym Lisa Meyer auftritt, sei bis heute unpersönlich und unangemessen.

Der Landesbischof räumte den Angaben zufolge zu Beginn des Gespräches ein, die im Brief geäußerte Kritik sei „nachvollziehbar und richtig“. Er ergänzte: „Die Frage, was das bis heute für den Ort bedeutet, haben wir übersehen.“

Nach einem ehrlichen Austausch hätten sich beide Seiten auf Verbesserungen geeinigt, heiß es weiter. Diese sehen etwa eine offene Kommunikation der Landeskirche mit der Gemeinde vor. Zudem sollen die Auswirkungen der Missbrauchsfälle auf die Kirchengemeinde bis in die heutige Zeit aufgearbeitet werden.

In einem Interventionsplan solle überdies geregelt werden, wie Gemeinden und Landeskirche sich künftig verhalten, wenn sie von Missbrauchsfällen Kenntnis erhalten. Dieser Plan soll auch in die derzeit entstehenden Präventions- und Schutzkonzepte der Landeskirche einfließen. In Krisenfällen soll es eine sogenannte Task-Force geben, die vor Ort unterstützt und dort zu einer personellen Entlastung beiträgt.