Kirchen in Niedersachsen und Bremen rufen Weihnachten zu Frieden

Bei all den Krisen und Konflikten in der Welt zieht sich mancher traurig zurück. Für den Hildesheimer Bischof Wilmer ist das keine Lösung. Und Hannovers Bischof Ralf Meister verrät, warum er die Hoffnung nicht aufgibt.

Angesichts der weltweiten Krisen und Kriege haben die beiden großen Kirchen in Niedersachsen an Weihnachten zu Frieden aufgerufen. Bischöfe und leitende Geistliche ermunterten zudem dazu, die Hoffnung nicht aufzugeben und sich für eine bessere Welt zu engagieren.

Der katholische Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer verurteilte in seiner Weihnachtspredigt den zunehmenden Antisemitismus in Deutschland. „Es ist ein Skandal, dass sich Menschen in unseren Städten nicht mehr trauen können, auf der Straße Hebräisch zu sprechen, weil sie Angst vor Übergriffen haben“, heißt es im Manuskript. „Um es klar zu sagen: Antisemitismus ist Sünde.“

Wilmer appelliert, vor den weltweiten Krisen nicht die Augen zu verschließen. „Ja, ab und zu brauchen wir den Rückzug ins Private, in eine heile Welt; aber wir wissen auch, dass wir uns dem Leben stellen müssen – mit allem – auch dem Negativen.“ Die Kriege in Israel und in der Ukraine sowie die Klima- und die Flüchtlingskrise zwängen dazu, sich zusammenschließen und auf das Positive zu schauen.

Der evangelische hannoverschen Landesbischofs Ralf Meister mahnte, die Hoffnung auf eine bessere Welt nicht aufzugeben. „Der Mensch ist und bleibt ein Hoffnungswesen, und dieser Hoffnung gibt Weihnachten einen Ort und eine Zeit“, heißt es im Manuskript seiner Predigt zur Christvesper. Gegenwärtig schienen sich viele Türen zu verschließen. Erstmals seit 20 Jahren gebe es mehr autokratische als demokratische Staaten, Kriege nähmen zu. 2023 sei das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die Geburt Jesu sei aber ein Zeichen dafür, dass die Welt eine Zukunft habe.

Der evangelische Braunschweiger Landesbischof Christoph Meyns nannte Weihnachten eine „beglückende Befreiung“ von lebensfeindlichen Kräften. Wer sein Verhalten von der Stimme Gottes bestimmen lasse, halte fest an der Hoffnung auf Frieden, Versöhnung und Gerechtigkeit, so Meyns laut Predigtmanuskript. Im christlichen Glauben könnten Menschen andere Menschen wie sich selbst als Kinder Gottes erkennen. Diese Haltung stehe dem Hass gegen Ausländer, Geflüchtete, Musliminnen und Muslimen sowie Jüdinnen und Juden entgegen.

Der Übergangsleiter des katholischen Bistums Osnabrück, Weihbischof Johannes Wübbe, sieht in der Weihnachtsbotschaft eine Mahnung zum Frieden. „Es geht darum, uns von der Liebe Gottes dazu provozieren zu lassen, zu Menschen des Friedens zu werden“, so Wübbe laut Bistum in seiner Predigt.

Nach Ansicht des evangelischen Oldenburger Bischofs Thomas Adomeit ist „Frieden auf Erden“ aktuell die wichtigste Formulierung in der biblischen Weihnachtsgeschichte. „In diesem Jahr haben diese Worte besonderes Gewicht, weil wir uns so sehr nach Frieden sehnen – für die Menschen in den Kriegen in dieser Welt und auch für uns selbst“, so Adomeit in einem von der Evangelisch-lutherischen Kirche in Oldenburg veröffentlichten Text.

Die Präsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche in Leer, Susanne Bei der Wieden, hebt hervor, hinter uns liege eine lange gute Zeit von Wohlstand und Sicherheit. Jetzt seien die Menschen damit konfrontiert, wie das alles wegzubrechen scheine, so die Geistliche in ihrer Predigt zu Heiligabend. „Jesu Kommen, sein Wirken, sein Sterben und Auferstehen ist das in die Schrift gegossene Versprechen, dass das Licht des Lebens seinen Ort in der Finsternis hat und behalten wird.“

Der Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche, Bernd Kunschnerus, erinnerte daran, die Menschlichkeit nicht zu vergessen. „Das Kind in der Krippe kann uns helfen, selbst die Masken von unseren menschlichen Gesichtern zu nehmen, die Masken der Wut, die Masken der Selbstgefälligkeit und Gleichgültigkeit und die des Egoismus“, heißt es in seiner Predigt. Die Menschen müssten miteinander reden, wenn es um den Klimawandel, um Geflüchtete gehe. „Wir müssen miteinander sprechen, wenn es darum geht, Gewalt einzudämmen und für den Frieden einzutreten, in der Ukraine, in Bergkarabach, in Israel und Gaza“, so Kuschnerus.