Kirchen feiern Gottesdienst zu 75 Jahre Niedersachsen

In seiner Predigt ruft der katholische Bischof Bode zum Zusammenhalt auf. Auch der Vorstandsvorsitzende des Islam-Verbandes spricht.

Bischof Franz-Josef Bode hielt die Predigt (Archivbild)
Bischof Franz-Josef Bode hielt die Predigt (Archivbild)Jens Schulze / epd

Hannover. In einem festlichen ökumenischen Gottesdienst haben Repräsentanten aus Politik, Kirche, Religion und Gesellschaft auf Gründung des Landes Niedersachsen vor 75 Jahren zurückgeblickt. Dabei rief der katholische Bischof Franz-Josef Bode aus Osnabrück zum gesellschaftlichen Zusammenhalt auf: Die Verantwortlichen des öffentlichen Lebens müssten für diejenigen Menschen eintreten, die am Rande stünden und in der Wohlstandsgesellschaft durch die Maschen fielen, sagte er in der evangelischen Marktkirche in Hannover.

An dem Gottesdienst nahmen rund 200 Menschen teil, darunter Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und zwei seiner Amtsvorgänger: Altbundespräsident Christian Wulff (CDU) und Altkanzler Gerhard Schröder (SPD). Bischof Bode sagte, es gehe um eine „Zivilgesellschaft, in der Menschen in ihren Lebenslagen wahrgenommen werden und zum Handeln motiviert werden“. Dafür setzten sich auch die Kirchen und Religionsgemeinschaften ein.

Spaltung zwischen Arm und Reich

Der Bischof warnte vor einer übermäßigen Ökonomisierung aller Lebensbereiche „bis in unser Denken und Fühlen hinein“ und vor einer immer größeren Spaltung zwischen Arm und Reich. Auch einer Entwicklung von Populismus, der Fremdenhass und Antisemitismus schüre, müsse die Politik entgegentreten.

Einsatz für den Frieden

Der Vorstandsvorsitzende des Islam-Verbandes Schura Niedersachsen, Recep Bilgen, appellierte in einer interreligiösen Friedensbotschaft an alle Menschen, Hassreden ein Ende zu bereiten, weil diese Konflikte und sogar Kriege hervorrufen könnten. Er rief ebenso wie der Archimandrit Gerasimos Frangulakis von der griechisch-orthodoxen Kirche zum Einsatz für den Frieden auf.

Die liturgische Leitung des Gottesdienstes hatte der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit, der auch Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen ist. Die Kollekte war für das Grenzdurchgangslager Friedland bei Göttingen bestimmt, wo sich Diakonie und Caritas seit 1945 engagieren.

Auftakt zum Landesjubiläum

Der ökumenische Gottesdienst bildete den Auftakt der Feierlichkeiten zum 75-jährigen Landesjubiläum. Zu einem anschließenden Festakt im Kuppelsaal des Kongresszentrums wurden rund 2.000 Gäste erwartet. In einem Saal des Kongresszentrums war vor 75 Jahren erstmals das Landtagsplenum zusammengekommen.

Das Land Niedersachsen wurde am 1. November 1946 auf Anordnung der britischen Militärregierung aus der Provinz Hannover sowie den Ländern Braunschweig, Oldenburg und Schaumburg-Lippe gegründet. Die Bevölkerung wuchs in den 75 Jahren von 6,3 auf derzeit rund acht Millionen Menschen. (epd)