Kirchen eröffnen ihre Aktionen zur Fastenzeit

Alle Jahre wieder nutzen die Kirchen die Fastenzeit für besondere Aktionen. Dabei rufen sie zum Einsatz gegen Hunger und Unrecht weltweit auf – und verbinden das mit dem Appell, sich auch hier für Menschenrechte einzusetzen.

Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben am Sonntag ihre diesjährigen bundesweiten Fastenaktionen gestartet. Mit einem Aufruf zu mehr Einsatz gegen ungerechte Machtstrukturen weltweit begann in Ludwigshafen die Aktion des katholischen Hilfswerks Misereor. Die Spendenaktion in den Wochen vor Ostern thematisiert am Beispiel Kolumbiens den Wert einer nachhaltigen Landwirtschaft; das Motto lautet „Interessiert mich die Bohne“. Das ARD-Fernsehen übertrug den Festgottesdienst aus der Pfarrkirche Sankt Ludwig live.

Für die evangelische Kirche eröffnete der hannoversche Landesbischof Ralf Meister die Aktion „7 Wochen Ohne“ in der Osnabrücker Katharinenkirche. Das Motto „Komm rüber! Sieben Wochen ohne Alleingänge“ ruft dazu auf, Gemeinschaft zu leben. In den sieben Wochen der Fastenzeit wollten Menschen ihre Zeit anders gestalten, sagte Meister: entweder mit Verzicht oder dem Versuch, bewusst sich selbst oder anderen etwas zu gönnen und zu geben.“

Das Motto „Komm rüber!“ sei in diesen Zeiten auch eine politische Aufforderung, so der Bischof. Hunderttausende Menschen fühlten sich derzeit auf die Straße gerufen. Und der Ruf sei dringend, sagte Meister: „Unsere Demokratie, unsere Freiheit, unsere Mitmenschen brauchen dich.“

Der Speyerer katholische Bischof Karl-Heinz Wiesemann sagte in seiner Predigt, das Hilfswerk Misereor wolle die Menschen in Deutschland aufrütteln. Es gebe eine erschreckende Gleichgültigkeit vieler Menschen, „die sich keinen Deut darum scheren, wie es den Bauern in Kolumbien und den Menschen in allen Ländern des globalen Südens geht“. Diese litten unter den globalen politischen und wirtschaftlichen Mechanismen und müssten Kaffee, Bananen oder Orangen unter teils unmenschlichen Bedingungen anbauen.

Wiesemann mahnte die Menschen in Deutschland und Europa: „Wacht auf! Steht auf gegen Ungerechtigkeit und Ausbeutung! Seid überall aufmerksam, wo Menschenwürde nicht für alle gleich gelten soll, wo Recht und Freiheit bedroht sind!“ Protestieren müsse man auch dort, „wo Macht nicht durch das Volk kontrolliert wird, Demokratie unterlaufen und Vielfalt und Solidarität verächtlich gemacht werden“.

Misereor setzt sich in Kolumbien insbesondere für die Rechte von bäuerlichen Familienbetrieben ein und wirbt dafür, verstärkt Kaffee aus fairem Handel zu kaufen. Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel sagte, von den Partnern vor Ort könne „man sich motivieren lassen, ressourcenschonend mit der Natur umzugehen“. Misereor helfe ihnen, „nachhaltige Landwirtschaft zu betreiben und vielfältigen Widerständen zu trotzen“. Am fünften Fastensonntag (17. März) wird in allen katholischen Gemeinden Deutschlands für Misereor gesammelt.