Kirche wird in der Rüstzeitarbeit der Militärseelsorge sichtbar

Unser Autor ist bei einer Rüstzeit vier Tage lang Pilgern gewesen. Ein begeisterter Bericht.

Nach einer Singerüstzeit gibt es ein biblisches Musical im Gottesdienst
Nach einer Singerüstzeit gibt es ein biblisches Musical im GottesdienstJobst Reller

Munster. Wir stehen im Halbkreis um den Altartisch in der Johanniskapelle im Kloster Loccum, erschöpft. Vier Tage Pilgern auf dem Pilgerweg Loccum – Volkenroda liegen hinter uns als Rüstzeitgruppe. Brot und Wein, Zeichen der Lebenshingabe Jesu für uns, wandern von Hand zu Hand. Nachher wird einer sagen: „Dass wir im Abendmahl Gemeinschaft sind, habe ich noch nie so empfunden – nichts von verwaltender Beamtenkirche.“

Bei einer Vater-Kind-Rüstzeit in Boltenhagen am Ostseestrand feiern wir Gottesdienst – erstaunlich konservativ. Das Glaubensbekenntnis kommt vor, eine Predigt. Meistens gibt es eine biblische Aktion für die Kinder, das Evangelium wird nachgespielt. Fast alle nehmen selbstverständlich am Gottesdienst teil. Das „Danke“-Lied wird mit Inbrunst gesungen. Viele spüren den Dank für ihre Kinder und Familien. Nach dem Gottesdienst kommt ein Vater, Oberstabsfeldwebel, auf mich zu und bittet mich, seinen Sohn am Erntedankfest in der St. Stephanus-Militärkirche in Munster zu taufen. Und das geschieht dann auch. Ein von Hand gemaltes Bild erinnert noch an diese Taufe.

Im Halbkreis um das Kreuz

Ein Kompaniefeldwebel, ein „Spieß“, selbst gar nicht Mitglied einer Kirche, weil das in seiner Jugend in Mecklenburg aus bekannten Gründen nicht üblich war, bittet uns zwei Mal in kurzer Folge um einen Feldgottesdienst für seine Kompanie auf dem Übungsplatz. Wir stehen um das Birkenkreuz im Halbkreis. Nach dem Nachspiel des Harmoniums fordert er noch das „Danke-Lied“ ein. Das fehle noch, immerhin sei man gesund durch die Übung gekommen.

Nach einer Woche Singerüstzeit mit Soldatenkindern führen wir ein biblisches Musical im Gemeindegottesdienst von St. Stephanus auf, 120 Menschen sind gekommen. Genug der Beispiele!

Nach dem Augsburger Bekenntnis von 1530 ist Kirche da sichtbar, wo das Evangelium verkündet und die Sakramente Taufe und Abendmahl dargereicht werden. Kirche wird sichtbar vor allem in der Rüstzeitarbeit der evangelischen Militärseelsorge. Wo Gottesdienst und Gemeinschaft sich mit einander verbinden, da wird das Kirchesein einfach und natürlich.

Autor
Dr. Jobst Reller ist Militärpfarrer im Militärpfarramt Munster II.