Kirche und sexualisierte Gewalt: Ein Weg voller Schmerz
Eines der großen Themen der EKD-Synode ist der Umgang mit sexualisierter Gewalt gewesen. Die Verfahren zur Aufarbeitung sind zu bürokratisch, kommentiert Gerd-Matthias Hoeffchen.
Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat in Würzburg einen Maßnahmenplan zu Prävention und Umgang mit sexualisierter Gewalt beschlossen. Damit versuche die Kirche „nach Kräften, Menschen, die sexualisierte Gewalt erfahren haben, gerecht zu werden“, wie die Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs vor dem Kirchenparlament erklärt hatte. Aus den Reihen der Betroffenen dagegen hält die Kritik am Verhalten der Kirche an: Der Aufschrei sei ausgeblieben, moniert Detlev Zander, Sprecher des Beteiligungsforums Sexualisierte Gewalt in Kirche und Diakonie (BeFo). Noch immer sei die Kirche „nicht so erschüttert, wie es nötig gewesen wäre“.
Umgang mit Missbrauch: Wer hat Recht?
Wer hat nun Recht? Die Kirche, die beteuert, sie tue alles in ihrer Macht Stehende, um Betroffenen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen? Oder Betroffene, die mahnen, es geschehe noch lange nicht genug? Klare Antwort: Beide haben Recht.
Natürlich haben die Betroffenen Recht, die empört sind, dass in den kirchlichen Gremien alles so lange dauert. Die verärgert sind, weil Entschädigungszahlungen von den 20 Gliedkirchen der EKD unterschiedlich hoch sind und ohnehin viel zu gering ausfallen. Die kein Verständnis mehr haben für die Tücken der Bürokratie und dass die Anerkennungsverfahren noch immer unüberschaubar und zu kompliziert sind. Das alles ist absolut nachvollziehbar und richtig.
Aber schaut man etwas näher hin, auf die Menschen in Kirchenleitungen, Synoden, in Experten-, Beteiligungs- und Aufarbeitungs-Kommissionen, dann kann man das ernsthafte Bemühen um Hilfe und verantwortliches Handeln mit Händen greifen. Auch diese Menschen sagen ja: All das, was wir bis jetzt erreicht haben, reicht nicht aus. Auch die sagen ja: zu langsam. Zu kompliziert. Zu wenig Geld. Nur: Mehr ist im Moment eben noch nicht möglich.
Sexualisierte Gewalt: Die Aufarbeitung dauert zu lange
Das alles ist unbefriedigend. Empörend. Es muss mehr geschehen. Aber es kann eben nur das geschehen, was möglich ist. Die Kirchen büßen massiv an Finanzkraft ein. Wer mehr Geld ausgeben will, muss sagen, wo man das an anderer Stelle einsparen soll. Und das kostet Zeit, denn es kann nicht einfach von oben herab beschlossen werden. Schon jetzt bewegen sich viele Mitarbeitende – auch Leitende – permanent an der Grenze zur Überforderung.
Das alles ist keine Entschuldigung. Aber ein Versuch zu erklären, warum das, was unbedingt sein müsste, nicht so schnell eintritt, wie es notwendig wäre. Der Weg geht weiter. Und er wird schmerzhaft sein.