Kirche und Politik feiern im niedersächsischen Kloster Loccum

Die Landeskirche Hannovers hat zum traditionellen Epiphanias-Empfang geladen – und Niedersachsens Ministerpräsident Weil findet deutliche Worte zur Silvester-Nacht.

Kirche grüßt Politik: Landesbischof Ralf Meister (r.) und Ministerpräsident Stephan Weil
Kirche grüßt Politik: Landesbischof Ralf Meister (r.) und Ministerpräsident Stephan Weilepd-bild / Jens Schulze

Beim Epiphanias-Empfang der evangelischen Landeskirche Hannovers haben Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und Landesbischof Ralf Meister zum Einsatz für ein friedliches Zusammenleben aufgerufen. Weil verurteilte in seiner Rede die gewaltsamen Ausschreitungen in der Silvesternacht. „Derartige Exzesse sind kaum zu begreifen“, sagte er laut Manuskript.

Es sei den Randalierern offenbar auch um ein großes persönliches Vergnügen gegangen. „Dieses Vergnügen war ihnen wichtiger als alle Gefahren, Schäden und Risiken, die sie damit ausgelöst haben.“ In der Nacht zum Neujahrstag waren in mehreren deutschen Städten Polizisten und Feuerwehrleute im Einsatz angegriffen worden, unter anderem mit Böllern und Raketen.

Rücksichtnahme gefragt

Nach Weils Worten hat persönliche Freiheit Grenzen. „Diese Grenzen beginnen dort, wo die Freiheit anderer beginnt. Wir haben nicht das Recht, unsere Freiheit auf dem Rücken von anderen Menschen auszuleben.“ Vielmehr seien Ausgleich, Rücksichtnahme und die Einhaltung von staatlich gesetzten Regeln notwendig.

Der Ministerpräsident erklärte, er sei dankbar dafür, dass „von einer sehr großen Mehrheit unserer Gesellschaft“ weiterhin ein breiter Wertekonsens mitgetragen werde. „Das ist ein Schatz, den wir pflegen müssen.“ Eine starke Demokratie brauche aktive Bürger, „die sich einmischen und nicht schweigen“.

Landesbischof Meister sprach über die Rolle der Religion in der Gesellschaft. „Unzweifelhaft gehen die Mitgliedschaft sowie die finanziellen Ressourcen in den Kirchen in Deutschland zurück, und auch die Personallage gibt Anlass zur Sorge“, so der Geistliche laut Manuskript. Zugleich sehe er jedoch, in welchem Maße moderne Gesellschaften weiterhin durch Religionen geprägt würden.

Ethische Orientierung gegeben

Meister hob hervor, in Deutschland hätten 2019 an Heiligabend immer noch über sieben Millionen Menschen einen evangelischen Gottesdienst besucht. Anders als die Naturwissenschaften seien Religionen in der Lage, ethische Orientierung zu geben. „So wenig, wie es Gesellschaften ohne Musik gibt, so wenig wird es sie ohne Religion geben.“

Nach Auffassung des Landesbischofs sollen sich Religionen allerdings nicht auf den hartnäckigen Erhalt von „institutionellen Formen und dogmatischen Denkstrukturen“ fokussieren. Ihre Stärke gewännen sie, wenn sie der Schöpfung und allen Bewohnern des Planeten dienten und sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzten.