Kirche gegen Rechtsextremismus: „Endlich packen wir es an“

Der Protest gegen die AfD eint weite Teile der Gesellschaft. In Niedersachsen beziehen jetzt Kirchenvertreter deutlich Stellung.

Mit Warnwesten und Pinnwand organisieren Beteiligte der Initiative „Bunte Hunde statt braune Kläffer“ in Hannover_Langenhagen ihren Protest.
Mit Warnwesten und Pinnwand organisieren Beteiligte der Initiative „Bunte Hunde statt braune Kläffer“ in Hannover_Langenhagen ihren Protest.Offene Gesellschaft Langenhagen

Es herrscht Aufbruchsstimmung in Hannnover-Langenhagen. „Endlich packen wir es an“, sagt Andrea Hesse voller Begeisterung. Zusammen mit 110 engagierten Bürgerinnen und Bürgern hat die Kirchen-Mitarbeiterin vor rund drei Wochen die Initiative „Bunte Hunde statt braune Kläffer“ gegründet, einen Zusammenschluss verschiedener gesellschaftlicher Gruppierungen gegen Rechtsextremismus in Langenhagen. Alle eint der Wunsch, für eine offene Gesellschaft zu streiten und es der AfD bei der Europawahl so schwer wie möglich zu machen. „Es ist allerhöchste Zeit“, sagt Hesse.

Auch ein Vertreter des Kirchenkreises Burgwedel-Langenhagen war bei diesem Gründungstreffen. „Wir müssen Flagge zeigen, dass wir als Kirche gegen Rechtsextremismus und die AfD sind“, sagt Flughafenseelsorger Karl-Martin Harms, der den Superintendenten bei dem Treffen vertrat.

Kirche hat gezögert, gegen die AfD Position zu beziehen

Mittlerweile stützt sich der Protest gegen Rechtsextremismus und gegen die AfD auf weite Teile der Bevölkerung. Nach Angaben des niedersächsischen Innenministeriums haben sich mehr als 250 000 Bürgerinnen und Bürger an den Demonstrationen in der zweiten Januarhälfte beteiligt. Dass sich auch Vertreter der Kirche ganz offiziell in den Protest einreihen, ist allerdings neu.

Bisher habe sich die Kirche zwar gegen Rechtsextremismus gewandt, sagt Pastor Wilfried Manneke. Aber an einer klaren Position gegen die AfD habe es gemangelt. „Anscheinend ist bei der Kirche das Fass übergelaufen“, so der Vorsitzende der Initiative „Kirche für Demokratie – gegen Rechtsextremismus“ Niedersachsen. Die AfD zeige zunehmend ihr wahres Gesicht, so Manneke weiter. Erst kürzlich angesichts des Treffens Rechtsextremer in Potsdam hatte er eine klare Haltung von der Kirche eingefordert.

„Die Kirche muss jetzt am Ball bleiben“

Auch Landesbischof Ralf Meister hat dazu aufgerufen, die Demokratie zu verteidigen. Wer anderen Menschen Rechte abspreche und das Parlament zur Pöbelstube mache, sei ein „demokratischer Verräter“, kritisierte Meister die AfD.

Dass die Protestbewegung weitergeht, dafür sorgen regionale Ini­tiativen wie „Bunte Hunde“ in Langenhagen. Unter anderem seien Infostände, Plakat- und Postkartenaktionen sowie ein Festival geplant, erzählt Andrea Hesse. „Wir haben 100 Menschen im Verteiler, die sich engagieren wollen.“ Doch auch die Kirchengemeinden seien mehr als zuvor gefordert, so Pastor Manneke. In Gottesdiensten und auf Gemeindeveranstaltungen sollten sie die Gefahren, die durch die AfD drohen, offen thematisieren. „Die Kirche muss jetzt am Ball bleiben.“