Keine Herberge für die „Letzte Generation“: Richtig so!

Die Kirchengemeinde am Weinberg in Berlin erteilt der „Letzten Generation“ eine Absage. Das ist mutig, weil das innerhalb der Kirche nicht nur gut ankommen wird, kommentiert Carina Dobra.

Am vergangenen Wochenende hat die "Letzte Generation" das Brandenburger Tor mit Farbe besprüht
Am vergangenen Wochenende hat die "Letzte Generation" das Brandenburger Tor mit Farbe besprühtImago / STPP

Die Evangelische Kirchengemeinde am Weinberg in Berlin will nicht, dass Aktivistinnen und Aktivisten der „Letzten Generation“ in ihren Räumen übernachten. Stark. Denn damit setzt sie ein klares Zeichen und zieht Grenzen zu anderen Berliner Kirchengemeinden wie der Gemeinde Prenzlauer Berg Nord. Dort öffnet man Haus und Tor für eine sogenannte Klimabewegung, die mit ihren radikalen Aktionen in der Gesellschaft – zu Recht – höchst umstritten ist.

Kirche muss sich für den Klimaschutz einsetzen, theologisch formuliert: für die Bewahrung der Schöpfung. Das steht außer Frage. Damit gehört es auch zu ihren Aufgaben, etwa zum Klimastreik aufzurufen wie am vergangenen Freitag. Fridays for Future hat es nicht nötig, Denkmäler zu beschmieren und sich im Berufsverkehr an Straßen zu kleben. Ihnen geht es nämlich um die Sache. Nicht darum, mit dramatisch in Szene gesetzten Videos auf Social Media viral zu gehen.

Vorwurf einer „links-grün-versifften“ Kirche

Der evangelische Theologe Christoph Markschies kritisiert die Kirchen für ihren „Klima-Aktivismus“. Die Kirche müsse vermeiden, zu einer NGO zu werden, die primär mit politischen Zielen verbunden wird. Damit hat er Recht: Kirche darf zwar auch nicht unpolitisch sein, ihre Kernaufgabe aber liegt woanders. Und so muss sie sich wohl weiter mit dem Vorwurf einer „links-grün-versifften“ Kirche herumschlagen.

Die Kirchengemeinde am Weinberg hat alles richtig gemacht. Vor allem damit, das Thema in Ruhe gemeinsam zu besprechen, alle Positionen zu Wort kommen zu lassen. Der Gemeindekirchenrat hat nach eigenen Angaben die Sorge, dass sich eine Polarisierung in der Gesellschaft negativ auf die dringend nötigen Bemühungen um Klimaschutz auswirkt. Und für diese Polarisierung sorgt die „Letzte Generation“.

Mehr Power für den Klimaschutz

Das ist der springende Punkt. Parteien werden regelmäßig zerfleischt, wenn sie sich monatelang um Personalien kabbeln, statt inhaltlich etwas voranzubringen. So sollte auch Kirche lieber weiter an Konzepten für Klimaschutz arbeiten, statt sich mit Übernachtungsanfragen von Menschen zu kümmern, die sich spätestens seit ihrer Aktion am Brandenburger Tor undemokratisch verhalten.

In der Kirchen-Bubble wird dieser Entschluss nicht bei allen gut ankommen. Vermutlich auch nicht bei der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Denn sie hatte auf ihrer Synode im November vergangenen Jahres die Klimaaktivistin Aimée van Baalen eingeladen, Sprecherin der „Letzten Generation“.

Für die Menschen da sein

Neben den Bemühungen für den Klimaschutz sollte Kirche sich darauf besinnen, für die Menschen da zu sein. In unsicheren Zeiten, wenn in den Nachrichten wieder von Überflutungen und Erdbeben die Rede ist. Wenn die Angst aufsteigt. Dann sollten die Räume der Kirchengemeinden frei sein.