Kein Platz für muslimische Gräber in Berlin

In Berlin wird es künftig schwer für Muslime, ihre Angehörigen zu bestatten. Der wichtigste Friedhof in Spandau hat keinen Platz mehr – und es braucht dringend neue Flächen.

Der Friedhof Gatow ist einer der wenigen Orte für muslimische Beerdigungen in Berlin
Der Friedhof Gatow ist einer der wenigen Orte für muslimische Beerdigungen in Berlinimago images/Jürgen Ritter

In Berlin droht ein Mangel an muslimischen Grabflächen. Ab Anfang April könne der Bezirk Spandau für „voraussichtlich ein Jahr keine weiteren Nutzungsrechte für Bestattungen auf dem Landschaftsfriedhof Gatow mehr erteilen“, warnte Spandaus Bau- und Umweltstadtrat Thorsten Schatz (CDU) nach einem Bericht der Berliner Morgenpost.

Dies werde faktisch zu einem Stopp für Bestattungen nach islamischem Ritus im Land Berlin führen, sofern keine alternativen Flächen zur Verfügung gestellt werden, schrieb Schatz der Zeitung zufolge in einem Brief an die Islamische Föderation, die als Dachverband 17 Moscheevereine mit verschiedenen Hintergründen vertritt. Der Friedhof gilt als der fast einzige Ort für muslimische Beerdigungen in Berlin.

Friedhofsträger entscheiden

Richtig sei, dass die Senatsverwaltung durch das Bezirksamt Spandau darüber informiert wurde, dass auf dem Landschaftsfriedhof Gatow voraussichtlich ab Anfang April für etwa ein Jahr keine neuen Nutzungsrechte auf den speziell für muslimische Bestattungen ausgewiesenen Grabfeldern vergeben werden können, bestätigte Jan Thomsen, Sprecher der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz, dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf Anfrage.

Die Entscheidung zur Einrichtung von Grabfeldern für muslimische Bestattungen liege allein bei den jeweiligen Friedhofsträgern, also in der Regel den jeweiligen Gemeinden – oder bei den Bezirken für deren Flächen, darunter Gatow, die dafür aber auch geeignet sein müssen, so Thomsen weiter.

Auch auf den anderen drei landeseigenen und weiteren konfessionellen Friedhöfen mit muslimischen Grabfeldern seien die Kapazitäten derzeit so weit erschöpft, dass in der Regel nur noch Nachbeisetzungen möglich sind, erklärte Thomsen: „Da in den letzten Jahren ein steigender Bedarf an Bestattungsmöglichkeiten nach islamischem Ritus zu verzeichnen ist und um dieser Bedarfsentwicklung nachkommen zu können, ist es unbedingt erforderlich, zeitnah neue Flächen für diese Bestattungsart zu erschließen.“

Neue Grabfelder sollen kommen

„Wir gehen davon aus, dass im Laufe des Jahres 2023 neue Grabfelder für muslimische Bestattungen auf mindestens drei weiteren Friedhöfen eröffnet werden“, fügte Thomsen hinzu. Ein Teil der Musliminnen und Muslime nutze auch bestehende Angebote auf Friedhöfen, auch wenn auf diesen keine gesonderten Grabfelder für Bestattungen nach islamischem Ritus ausgewiesen sind: „Hier ist allein die Ausrichtung des Grabes gen Mekka von Bedeutung.“

Es gibt einige Besonderheiten bei einer islamischen Bestattung: Unter anderem sollte zwischen Tod und Begräbnis nicht mehr als ein Tag vergehen – in Deutschland dagegen sind in der Regel mindestens 48 Stunden vorgeschrieben. Traditionell werden Muslime in Tücher gewickelt beigesetzt. Für die in den deutschen Bestattungsgesetzen vorgeschriebene Sargpflicht gibt es Ausnahmen auf Friedhöfen, die spezielle Grabfelder für die muslimische Bestattung im Leichentuch angelegt haben. Eine Feuerbestattung ist ihnen in der Regel verboten.

Nach Angaben der Verbraucherinitiative Bestattungskultur Aeternitas in Königswinter wurden bis vor einigen Jahren noch mehr als 90 Prozent der in Deutschland verstorbenen Muslime – meist Einwanderer der ersten Generation – nach dem Tod in ihre frühere Heimat übergeführt und dort bestattet. Nach Auskunft verschiedener Experten sei dieser Anteil mittlerweile deutlich gesunken.